Von allen guten und bösen Geistern verlassen

In Köln am Rhein klingen Seilbahn und Seilschaft oft ähnlich. Nur das in der Domstadt statt dessen von Klüngel gesprochen wird.

Klüngelbahn am Rhein

Auf absehbare Zeit wird es in Köln selbstverständlich keine Klüngelbahn geben. Auch wenn sich vielleicht parteiübergreifend über die Besetzung von Posten diskutieren ließe. Im Zweifelsfall sind auch die Grünen näher am eigenen Portmonee als an den Bürgerinnen und Bürgern. Ob man einen Wechsel von der Partei zu einem Lobby-Verein ernsthaft mit dem Gewissen vereinbaren kann? Wenn interessiert es, solange die eigenen Schäfchen ins Trockene gebracht werden. Und Schafe, die sind ja auch irgendwie grün.

Konzept Seilbahn Rheinpendel

Konzept Seilbahn Rheinpendel / Quelle: GUT Köln

Wie dem auch sei, die Domstadt am Rhein sorgt immer wieder überregional für Schlagzeilen. Wenn man schon nicht Hauptstadt der Herzen sein kann, nicht mal Landeshauptstadt, muss man anderweitig auf sich aufmerksam machen. Wenn man eins in Köln wirklich gut kann, dann vor allem laut und schmutzig. So wie Stadt auch selber halt ist.

Mangels lokaler Nachrichtenverfolgung (mangels Qualität in dieser hiesigen Presselandschaft) und überschattet durch den Tod von Karl Lagerfeld  ist mir am vergangenen Mittwoch tatsächlich etwas entgangen, was sogar in der Süddeutschen Zeitung  gestand hat. In Köln spielt mit den Gedanken an eine neue Seilbahn, um den Problemen im ÖPNV Herr zu werden.

Karneval statt Seilbahn

Zuerst habe ich die Sache mit er Seilbahn nur am Rande mitbekommen. Als dann heute Morgen ein Foto mit der Printausgabe der SZ bei Facebook kursierte, musste ich dann selber noch mal ins Archiv. Tatsächlich dort fand ich den Artikel zur Seilbahn für Köln. Zuerst hielt ich das für einen Karnevalsscherz. Aber wer Kölner kennt weiß, dass sie mit Karneval grundsätzlich nie scherzen. Das ist hier eine todernste Angelegenheit. Kritiker werden in den Rhein geworfen und treiben erst bei Düsseldorf wieder an Land.

Zurück aber zur Seilbahn. Eingebracht in den Rat der Stadt wurde der Vorschlag von der Wähler- und Ratsgruppe GUT. Das ist schon mal gut, denn eigentlich hat in Köln die SPD das Vorrecht auf bekloppte beziehungsweise selbstverliebte Ideen.
Grundsätzlich ist es selbstverständlich lobenswert, wenn man sich mal ernsthaft Gedanken macht, wie die Verkehrsprobleme der Stadt angegangen werden können. Innovative Ideen sind dabei gar nicht mal so schlecht, wie sie klingen. Zumindest bis zu dem Moment, wo man sich darüber klar wird, von welcher Stadt man eigentlich redet.

Köln und ordentliche Verkehrskonzepte passen so gut zusammen wie Fisch mit Fahrrad. Also gar nicht. Viele gute Ideen scheitern am Klüngel, an Widerstände aus der Bürgerschaft oder noch häufiger an der Resistenz der Verwaltung.

Mutiges Konzept?

Die Idee mit der Seilbahn, der so genannte Rheinpendel, ist ein mutiges Konzept. Mir graut es jedoch davor, wenn so was in der Form jemals umgesetzt würde. Wir wissen ja in Köln, dass Bauzeiten häufiger etwas länger dauern und die kosten gerne auch den kalkulierten Rahmen sprengen. Vor Katastrophen während der Bauzeit mal ganz zu schweigen.

Abgesehen davon stellt so eine Seilbahn einen erhebliche Eingriff dar, nicht ohne Grund hat das bereits die UNESCO auf den Plan gerufen, die mal wieder damit drohen könnte, dem Dom den Status als Weltkulturerbe abzuerkennen, falls man den Rheinpendel Wirklichkeit werden lässt,

Die SZ schreibt zu dem von Bürgerprotesten, mit denen im jeden Fall zu rechnen sei. Meiner persönlichen Meinung nach fehlt der Domstadt schon sehr lange jemand mit einer echten Zukunftsvision, von der alle profitieren und die er gegen alle Widerstände durchdrückt. Ja, es gab hier mal einen Oberbürgermeister, der den Grüngürtel hat Wirklichkeit werden lassen, obwohl viele Kölner lieber dort gebaut hätten.

Köln braucht weder Rheinpendel noch Wasserbus, sondern eine echte Revolution im Nahverkehr. Wie bei jeder Revolution wird das nicht ohne „Blutvergießen“ gehen. So lange man den Autoverkehr als heilige Kuh betrachtet, sind Scheinlösungen genau das. Mit einer mutigen Version von einer Stadt ohne beziehungsweise Autos beziehungsweise deutlich eingeschränktem privaten Autoverkehr bräuchte man keine Seilbahn, sondern hätte genügend Platz für konventionelle Lösungen.

3 Kommentare

  1. Alles nur geklaut! :) Die Idee einer Seilbahn gab es vor ein paar Wochen schon in Bremen. Hintergrund ist hier, dass ein neuer Stadtteil im entstehen ist – im ehemaligen zugeschütteten Hafengebiet wird ein Büro-Betonklotz neben dem nächsten gebaut, nur wurde anscheinend nicht hinreichend an den entstehenden Individualverkehr (zu wenige, zu kleine Straßen, zu wenige Parkplätze) und den ÖPNV (Stadtteil ist kaum/schlecht angebunden, leider nun kein Platz mehr für Straßenbahntrassen etc.) gedacht – also: Seilbahn.

    1. Ich denke, in einem Neubaugebiet kann man so eine Seilbahn auch harmonischer integrieren. Was mich ja tröstet: auch oben im Norden ist die Baukompetenz nicht immer vorhanden ;-)

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