Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Köln gilt als die Geburtsstadt der Schnapsidee. Ursache dafür sind sowohl Populationsdichte als auch das Vorhandensein von Rheinländern.

Standortvorteil Köln

Eine Mischung aus merkwürdigem Bier und einer komischen Lage am Rhein — oder umgekehrt — sorgen in Köln für eine signifikante Häufung von dummen Ideen. Hier in der Domstadt ist die Schnapsidee tatsächlich eine Art Dauerzustand. Lediglich die Karnevalszeit ist davon ausgenommen, da diese in Köln eine ernste Sache ist.

Als unbeteiligter Zugezogener meistens glimpflich davon, wenn irgendwo in Köln jemand mal wieder eine Schnapsidee hat. Etwa wenn am Rheinufer historischer Pflastersteine mit einer Teerdecke überzogen werden. Oder aber ein städtische Mitarbeiter es für einen brillanten Einfall hält, wetterbeständiges Holz für sich abzuzweigen und durch einfaches Bauholz zu ersetzen. So geschehen vor einiger Zeit am Aachener Weiher bei der japanischen Brücke.

Andere Schnapsidee gehen tödlich aus und führen zu jahrelangen Ermittlungen. Durch den Bau der Nord-Süd-Stadtbahn erlangte Köln traurige Berühmtheit. Immerhin gab man sich eine ganze Zeit lang der Hoffnung hin, aus Fehler wäre gelernt worden. Die Sanierung der Kölner Oper ließ diesen Traum wie eine Seifenblase platzen.

Mittlerweile bekommen nicht wenige hier in der Stadt lebende Menschen einen erhöhten Puls, wenn ein neues Bauprojekt angekündigt wird. Etwa bei der Schnapsidee, eine Seilbahn als Verkehrsmittel in Köln einzuführen.

Schnapsidee mit Folgen

Schnapsidee mit Folgen

Unterirdische Schnapsidee in Köln

Bei einem Blick auf den Kalender lässt sich mühelos feststellen, dass der 1. April lange vorbei ist. Während Düsseldorfer aber längst mit dem Lachen fertig sind, haben viele Kölner noch nich den Witz verstanden. Nein, anders. Hier in der Domstadt hat der 1. April als Tag für Scherze jedem einen schlechten Stand. Vieles würde kritiklos für bare Münze genommen werden. Womit wir dann wieder bei der Schnapsidee wären.

Köln und unterirdisch, das ist eine Kombination zum Gruseln. Nicht etwa, weil Köln unterirdisch ist, sondern weil Bauprojekte unter der Erde schnell zum Fiasko werden könne. Selbst im so ordentlichen Schwabenland gibt es damit, siehe Stuttgart 21, ziemlich schlechte Erfahrungen.

Aber hey, wen in Köln interessieren schon Erfahrungen, die man anderorts gemacht hat? Den Hauptbahnhof unterirdisch verlegen, kann man doch mal versuchen. Nein, das ist kein Scherz, sondern eine Schnapsidee des Architekten Paul Böhm. Wundert natürlich niemanden, dass er gebürtiger Kölner ist.

Laut Kölner Expresss hat er „eine Vision von einem Tunnel unter dem Rhein, einer begrünten Hohenzollernbrücke, einer ‚High Line‘ wie in New York. Bei so viel Fantasie fällt einem ein sofort ein Zitat von Helmut Schmidt ein:

Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.

Das Ganze klingt nicht nur nach einer Schnapsidee, es ist eine. Allein angesichts der Kosten kann man am gesunden Menschenverstand zweifeln, denn in Köln gibt es definitiv wichtigeres. Etwa mehr Schulen und dringen erforderliche Sanierungen.

Ob seine „Vision“ bei Realisierung im Chaos abrufen wird, kann Herrn Böhm herzlich egal sein, denn wie er selber sagt, wird er die Umsetzung nicht mehr erleben.

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