Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Nur wer die letzten Monate hinterm Mond verbracht hat, ist von dem Wahlergebnis in Bayern wirklich überrascht. Alle anderen habe so ein Ergebnis befürchtet.

Faustschlag ins Gesicht

Zwei Parteien haben gestern durch die Wählerinnen und Wähler in Bayern mehr oder weniger einen Faustschlag ins Gesicht bekommen. Sowohl die CSU als auch die SPD in Bayern hätten wissen können, wie das Wahlergebnis aussehen würden. Das hat wenig mit Pessimismus zu tun, dafür aber viel mit Realismus. Aber wenn man so sehr in die Sackgasse manövriert hat, leidet man vermutlich an starkem Realitätsverlust. Das vorläufige amtliche Endergebnis sieht wie folgt aus:

  • CSU 37,2% (-10,5%)
  • SPD 9,7% (-10,9%)
  • Frei Wähler 11,6% (+2,6%)
  • Grüne 17,5% (+8,9%)
  • FDP 5,1% (+1,8%)
  • Die Linke 3,2% (+1,1%)
  • AfD 10,2% (+10.2%)
  • Sonstige 5,4% (-3,3%)

Quelle: spiegel.de
Die Wahlbeteiligung lag bei 72,5 Prozent — bei der letzten Wahl in Bayern waren es dagegen 63,6 Prozent. Diese hohe Beteiligung ist fast schon die einzige, wirklich gute Nachricht. Die Wählerinnen und Wähler verleihen ihrer Stimme trotz bestem Herbstwetter Ausdruck. Es sind Zahlen, über die man auf jeden Fall diskutieren muss.

Wahlergebnis für Söder

Wahlergebnis für Söder

Folgen des Wahlergebnis

Insgesamt haben CSU und SPD in Bayern zusammen über 21 Prozent der Stimmen verloren. Das ist nicht unter anderem der Performance der Bundesregierung geschuldet, sondern hauptsächlich das Ergebnis davon. Sicher gibt es so was wie einen Söder-Faktor in Bayern, aber selbst ein ungleich charmanterer bayrischen Ministerpräsident hätte es schwer gehabt, die Suppe auszulöffeln, die ihm Horst Seehofer als Bundesinnenminister eingebrockt hat. Nun gut, die CSU wird es vermutlich überleben — auch wenn die Demut, mit der Söder das Wahlergebnis annehmen will, schnell verpufft sein wird.
Anders sieht es bei der SPD aus. Auch wenn sie wie die CSU rund 10 Prozent verloren hat, bedeutet das für sie in Bayern eine Halbierung des Stimmenanteils, mehr sogar noch. Die SPD ist unter 10 Prozent gerutscht und damit im Bayrischen Landtag auf Platz fünf gelandet, noch hinter der AfD. Eine ziemliche Schmach und Resultat eines politischen Rumgeeiers. So hat man sich beispielsweise mit der Causa Maaßen lächerlich gemacht. Der Mann ist immer noch Präsident des Verfassungsschutzes. Und was macht die Parteivorsitzende der SPD, Andrea Nahles, als sie im ARD-Interview auf eigen Fehler angesprochen wird? Sie bricht das Interview ab. So verstärkt man den Eindruck, den die Wählerinnen und Wähler bereits von einem gewonnen haben.

Zum Fremdschämen

Als SPD-Mitglied muss man sich für seine Partei ernsthaft schämen — für mich läuft es zum Glück ja nur noch auf Fremdschämen hinaus. Ich bin mir nicht sicher, was mich mehr erschreckt. Das Wahlergebnis oder das Festhalten am bisherigen Kurs, der zielsicher in die totale Bedeutungslosigkeit führen wird.
Wenn ich ehrlich bin, macht mir das Abschneiden der AfD mittlerweile sogar richtig Angst. Im nächsten Jahr finden in einigen Bundesländer Wahlen statt, auch hier wird die AfD weiter profitieren. Bleibt die Große Koalition auf Bundesebene weiter bestehen, wird es ein böses Ende nehmen. Wer jetzt noch der GroKo und Andrea Nahles die Stange hält, macht mit Schuld daran.

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