Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Ein sinnvoller Umgang mit Lebenszeit führt dazu, Serie wie Colony links liegen zu lassen. Die Hoffnung stirbt nicht zuletzt, sondern erfüllt sich meistens nicht.

Häusliche Übereinkunft

Zwischen meiner Frau und mir gibt es in Bezug auf Serien mittlerweile einen Deal. Wir schauen uns grundsätzlich nichts mehr an, was einer von uns beiden für Zeitverschwendung hält. Wenn es dem anderen wider Erwarten doch gefällt, kann er es natürlich alleine ansehen. In der Regel ist es dann so, dass meine Frau einige Serie alleine weiter sieht. Zur Entspannung nach der Schule, zum Beispiel. Wie bei Designated Survivor kann es aber passieren, dass sie dann ab einem gewissen Punkt ebenfalls aussteigt.
Ich für meinen Teil schaue alleine eher selten weiter, ich ziehe dann das Spielen an der Konsole vor. Ein etwas aktivieren Umgang mit der Lebenszeit.
In den meisten Fällen wo wir bei Serien abschalten, gefällt sie uns beiden nicht. Oder umgehört, sie haut uns beide regelrecht von den Socken. So war es etwa zuletzt bei The Terror. Die Serie setzt allerdings hohe Maßstäbe, so dass es für andere Serie dann schwer fällt, unseren Ansprüchen gerecht zu werden. Aus diesem Grund jedoch ist Colony bei uns jedoch nicht gescheitert.

Colony der Serienjunkies

wolfgang_vogt / Pixabay

Sechs für Colony

Fangen wir bei Colony mit dem offensichtlichen an. Für die Kameraführung kann es nur heißen: „Setzen, sechs!“. Sie wirkt nicht nur billig. Vielleicht ist dies Optik ja gerade besonders schick. Aber auch Kunst muss man können. Wo wir gerade von Können reden. Schauspieler und Namen kann ich mir nicht besonders gut merken. Für mich ist es bei einem Film oder einer Serie auch nicht wichtig, ob ich die Menschen in den Kostümen kenne. Sie müssen nur Talent haben und glaubwürdig wirken. Etwa so, wie die in der Dokumentation „Der Wilde Westen — Die wahre Geschichte“ (sehr zu empfehlen!). Unbekannte Darsteller, die aber ziemlich authentisch rüber kamen.
Genau das Gegenteil trifft bei Colony zu. Bereits die ersten Minuten wirken aufgesetzt. Unser Ausstiegspunkt war jedoch das Aufeinandertreffen von Will Bowman (der auf der Suche nach seinem Sohn ist) auf Alan Snyder. Snyder ist einer der so genannten Proxies, Stellvertreter der außerirdischen Besatzungsmacht. Klar sollte ein Kollaborateur unsympathisch sein. Leider ist Snyder aber eher eine Witzfigur. Ein zweidimensionales Abziehbild an der falschen Stelle. Eines der weiteren Probleme von Colony ist daher die fehlende Glaubwürdigkeit ihrer Figuren. Das wiederum führt zum nächsten Problem.

Fehlende Helden

In Colony fehlen Helden, mit denen man mitfühlen kann. In der Serie hat man eine zu große Distanz zu den Figuren. Diese Distanz wird auch dadurch verursacht, dass man als Zuschauer weniger weiß als die Figuren in der Serie. Diese fängt an mit einer Szene in der Küche, wo Bowman Spiegeleier braten will. Man kennt aber nicht die Hintergründe. Warum kam es etwa zur Besatzung? Dies einfach reingeworfen werden und die vielen Unklarheiten verleiden nicht nur den Spaß, sie verhindern eine Immersion.
Nehmen wir etwa ein Märchen wie Schneewittchen zum Vergleich. Hier kennen wird die Vorgeschichte, wir leiden mit Schneewittchen mit. Colony scheitert auch deshalb, weil es sich klassischen Erzählmustern verweigert. Die fehlende Sympathie erledigt den Rest.
Sicher gibt es noch andere Lesearten. Aber sobald ich Sekundärliteratur benötige, um mir eine Serie zu erschließen, kann ich auch sinnvollere meine Zeit verbringen.

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