Geschmacklich ist Tofuwurst mittlerweile auf der Höhe der Zeit. Nicht nur eingefleischte Vegetariern und Veganer greifen zum Fleischersatz.
Der bewegte Mann
Als der „Der bewegte Mann“ im Oktober 1994 in die Kinos kam, lag bereits das erste Studienjahr hinter mir. In Bielefeld begann für mich das dritte Semester. Einige Monate zuvor war ich aus der Studenten-WG in Bethel ausgezogen in meine erste eigene Wohnung. Der Film gehörte zu den erfolgreichen deutschen Filmen mit einer ganzen Reihe guter Schauspieler wie etwa Katja Riemann, Joachim Król und Armin Rohde. Ach ja, ein gewisser Til Schweiger spielte auch mit, aber das lassen wir dann lieber mal unter den Tisch fallen.
Im Film gibt es eine Szene mit Joachim Król und Armin Rohde, die nicht nur durch ihre Situationskomik brilliert. Norbert Brommer (Król) ist Vegetarier, sein Freund Horst (Rohde) Metzger. Norbert hat mal wieder für Horst gekocht, es gibt Gemüsesuppe mit Wurst. Horst ist jedoch skeptisch. Es ergibt sich nachfolgender Dialog.
Und die Wurst da drin, ist die für mich?
Das ist ne Tufuwurst.
Das ist wieder keine echte Wurst oder was?
Das ist eine echte Tofuwurst.
Später verlässt Horst dann den Tisch, um sich Currywurst mit Pommes zu holen. Schuld war aber nicht die Tofowurst, sondern Lauch in der Suppe.
Erfolg der Tofowurst
Nicht nur der Film wurde zum Erfolg, sondern auch die Tofowurst. Wobei bei ihr noch einige Jahrzehnte dauerte, denn Anfang der 1990er Jahre war für sie die Zeit noch nicht reif. Für Tofuwurst konnte ich mich im Oktober 1994 bereits nicht mehr erwärmen, obwohl ich lange Zeit selber Vegetarier gewesen war. Allerdings einer, der um Fleischersatzprodukte (die genau so schmeckten wie die Bezeichnung) einen großen Bogen machte.
In den letzten Jahren hat sich jedoch einiges geändert. Geschmacklich wurde Fleischersatz immer besser. Gleichzeitig stieg die Anzahl der Vegetarier und Veganer in der Bevölkerung. Mittlerweile ist man zumindest als Vegetarier kein Außenseiter mehr. Seitens der Industrie wurde diese Entwicklung aufgegriffen. So macht etwa das Unternehmen Rügenwalder Mühle mehr als die Hälfte seines Umsatzes nicht mehr mit klassischen Fleischprodukten, sondern mit Fleischersatz. Dabei sind einiger der Produkte erstaunlich. Persönlich würde ich die vegangen Schinkenspicker nicht mehr gegen die konventionelle Variante von egal welchem Hersteller tauschen wollen.
In der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung geht es auch um die Tofuwurst und ihren Siegeszug. Egal wie man selber zum Thema steht oder wie man sich ernährt, in einer Sache sollte eigentlich Einigkeit herrschen. Die SZ berichtet nämlich über einen sehr unschönen Umstand. Während für normale Wurst 7 Prozent Mehrwertsteuer anfallen, sind es für alle Fleischersatzprodukte 19 Prozent. Das relativiert auch die Aussage, Vegie-Produkte wären deutlich teurer.
Der Staat hält die Hand auf, statt zumindest für Fairness zu sorgen.