Derzeit ist Cyberpunk 2077 des polnischen Entwicklerstudios CD Projekt RED in aller Munde. Ganz ohne Konsole läuft das TCG Netrunner.
Wettrennen der Konsolen
Aus Branchenkreise ist mit leichter Häme zu hören, welche Konsole sich im November 2020 am besten verkaufte. Neugierig will man wissen, ob jetzt die neue Playstation 5 oder die Xbox Series X / S das Rennen gewonnen hat. Es gibt ja durchaus Menschen mit der Präferenz für die eine oder andere Konsole. Tja, die klare Antwort: Keine von beiden hat sich so gut verkauft wie die Nintendo Switch. Allein in den USA verkaufte sich die Switch im vergangenen Monat 1,35 Millionen Mal. Das waren unter Garantie nicht alles Frustkäufe derjenigen, die keine der neuen Konsolen ergattern konnten.
Persönlich hätte ich das vermutlich auch vor ein paar Monaten nicht so richtig glauben können. Mittlerweile kenne ich aber die Vorzüge der Switch. Auch wenn sie keine High End Grafik bieten kann und Spiele wie Cyberpunk 2077 undenkbar (btw., vom gleichen Studio stammt auch Witcher 3, welches auch für die Switch verfügbar ist) auf ihr sind, sie macht Spaß und es gibt eine Menge verdammt guter Spiel. Zudem unabhängiger Entwickler, die so Perlen wie Nine Witches dafür herausgebracht haben. Bei so einem Spiel ist die Grafik wirklich drittrangig.
Garagenfund Netrunner
Kehren wir aber zurück zum Thema Cyberpunk. Eine Genre-Richtung, für die ich mich seit „Neuromancer“ von William Gibson begeistere. Das Videospiel Cyberpunk 2077 basiert auf dem Pen-and-Paper Rollenspiel „Cyberpunk 2020“, welches sich wiederum an die Welt von Neuromancer anlehnt. Es gab aber gerade in den 1990er Jahren noch andere Versuche, das Thema spielerisch zu erfassen. Mehr Mainstream wie etwa „Shadowrun“, sehr exotisch mit einem Neuromancer-Spiel für den C64 und eben ein Sammelkartenspiel von Richard Garfield namens Netrunner.
Im April 1996 erschien Netrunner bei Wizards of the Coast, die bereits recht erfolgreich mit einem anderen Sammelkartenspiel von Garfield waren: Magic the Gathering. Während Letzteres nach wie vor gepflegt wird, ist Netrunner in der Versenkung verschwunden — auch die Neubelebung mit einem Live Card Game wurde 2018 bei Fantasy Flight beerdigt.
Beim Kartenspiel von 1996 von einem Garagenfund zu sprechen, wäre an den Haaren herbeigezogen. Schließlich hatte ich die Sammlung noch beim Umzug nach Emden in den Händen. Nach einigen unruhigen Nächten kamen zwei Kartons mit Karten aus der Garage jetzt aber ins Haus. Noch gerade rechtzeitig, den die Luftfeuchtigkeit in der Garage ist doch sehr hoch. Es wäre schade, wenn Karten in nahezu Mint Condition Schaden genommen hätten.
Im Zeitstrom verloren
Im normalen Spieleregal hat ein Startetest Netrunner seinen Platz. Als ich Mitte der 1990er-Jahre aktiv Netrunner spielte, kaufte ich jedoch „etwas“ mehr. Nicht nur ein Booster, sondern auch noch zwei weitere Startersets. Aus Platzgründen wurde das in Köln verpackt über Jahre im Keller gelagert. Von dort kam es dann beim Umzug direkt in die Garage.
Irgendwie hatte ich zu Netrunner den Bezug verloren, obwohl es eigentlich ein ziemliches gutes Spiel ist. Selbst die Starterboxen ließen sich gut spielen. Das Besondere an Netrunner war und ist, dass es ein asymmetrisches Spiel ist. Der Runner (Hacker) gegen die große Kooperation — thematisch eigentlich aktueller denn je. In einer Starterbox gab es daher zwei spielbarer Decks, eins für jede Seite. Damit ließ sich Netrunner unmittelbar zu zweit spielen — ganz anders als damals bei Magic the Gathering, bevor Themensets und Startverboten für zwei Spieler auf den Markt kamen.
Meine Frau und ich fanden Gefallen am Spiel, gerade weil es asymmetrisch war. Es gab dann neben den Startersets und den ergänzenden Boostern ein weiteres Set nur aus Boostern. Wir kamen dann aber nicht mehr dazu, davon welche zu kaufen (andere Spiele lockten uns), schließlich wurde das Original Netrunner eingestellt.
Jetzt liegt alles vor mir auf dem Schreibtisch, ich schau mir die Karten an und bekomme wieder Lust auf das Spiel.
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