Nach dem Brexit-Deal gestern muss dieser am morgigen Tag noch im britischen Parlament abgesegnet werden. Es steht ein Supersamstag ins Haus.
Was lange wärt
Selbst meine Großmutter verzichtete auf den Ausspruch, das lange währende Sache am Ende gut würden. Wenn man etwas von Anfang an verpfuscht, bleibt es verpfuscht. Das gilt fürs Kochen genau so wie für den Weltkrieg, den meine Großmutter noch erlebte. Die spannende Frage ist dann nur, ob man für missglückte Angelegenheiten selber die Verantwortung übernimmt oder andere die Schuld zuweist. So wollte etwa in Deutschland nach dem verlorenen Krieg niemand Nazi gewesen sein. Auch nicht meine Großmutter, aber ist an dieser Stelle eine ganz andere Geschichte. Mit Großbritannien hat das auch zutun, denn die haben damals zum Glück erfolgreich Nazi-Deutschland mit bekämpft.
Zum Dank für die Befreiung wurde sie ein paar Jahrzehnte später vom restlichen Europa in die Europäische Union gezwungen. Für einige Briten war dies die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln. Man unterstellte uns Deutschen, dahinter zu stecken und auf diese Weise Großbritannien in die Abhängigkeit führen zu wollen.
Nicht immer kann ein Klempner helfen, wenn irgendwo etwas nicht dicht ist. Das ist vermutlich auch die ganze Wahrheit hinter dem Brexit. Allerdings heißt es ja jetzt, man hätte eine Einigung erzielt. Nordirland bleibt ein Stück weit in der EU bezogen auf die Zollgrenzen, um den Frieden auf der irischen Insel nicht zu gefährden.
Britischer Supersamstag
Fraglich, ob man sich mit den Details des „Deals“ wirklich näher beschäftigen muss. Die Abgeordneten im britischen Parlament werden über dessen Annahme am sogenannten Supersamstag darüber morgen abstimmen. Supersamstag? Normalerweise tagt das Parlament auch in Großbritannien nicht am Wochenende. Aber die Zeit drängt. Am 31.10. ist nicht Wüstenrot-Tag, sondern ein düsterer, roter Tag. Zumindest dann, wenn es keinen Deal gibt, der Zustimmung gefunden hat. Daher also der Supersamstag.
Genau das mit der Zustimmung aber ist so eine Sache. Die nordirische DUP, auf dessen Stimmen Premierminister Boris Johnson angewiesen ist, hat bereits ihre Ablehnung kundgetan. Man ließe sich auch nicht mit Versprechungen und Geschenken ködern. Unter der Hand heißt es freilich, dies käme letztendlich auf die Größe der Geschenke an.
Währenddessen wird in Schottland der Ruf nach der Unabhängigkeit und einer zweiten Volksabstimmung darüber lauter. Sehr viel lauter. Sollte der Deal nämlich wider Erwarten durchkommen, sehen sich die Schotten gegenüber den Nordiren benachteiligt. Der Deal verschafft denen nämlich einen Handelsvorteil gegenüber Schottland.
Mit der Stimmung vor dem Supersamstag steht es demnach nicht zum Besten. Manche sind auf der Insel wohl froh, wenn das alles endlich vorbei ist. Egal wie, denn ein Ende mit Schrecken sei schließlich besser als ein Schrecken ohne Ende. Aber da wären wir dann wieder am Anfang, zu Aussprüchen und deren Belastbarkeit.