Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Eine der brutalsten Kriegstaktiken nennt sich Verbrannte Erde. Ohne Rücksicht wird dem vermeintlichen Gegner die Existenzgrundlage entzogen.

Wenn Glocken läuten

Die vorletzte Folge von Game of Thrones nennt sich „Die Glocken“. Was es damit auf sich hat, wird einem am spannendsten Punkt dieser Folge klar. Tatsächlich, Folge fünf der achten und somit finalen Staffel ist spannend. Jedenfalls dann, wenn man die bisherigen vier Folgen dieser Staffel als Maßstab heranzieht.

Noch deutlicher als bei der letzten Staffel kämpf die Serie gegen die fehlende Buchvorlage, worunter die Qualität spürbar leidet. Die Erzählstränge laufen zum Teil ins Leere oder aber verboten sich auf unglückliche Weise. Mittlerweile fehlt den meisten Charakter die Glaubwürdigkeit. Ereilte einen davon dann der Tod, bekommt es den Beigeschmack der Beliebigkeit.

Wo wir gerade beim Tod sind: der zeiht sich als permanenter Begleiter durch die fünfte Folge. Als Erstes erwischt es Varys, den Berater von Daenerys Targaryen. Er wird zum Tode verurteilt, weil er gegen Daenerys konspiriert hat, um Aegon Targaryen (The Northman Formerly Known As Jon Snow) auf den eisernen Thron zu hieven. Beweise für sein Vergehen werden nicht vorgelegt, es gibt auch keinen Prozess, nur das Todesurteil durch die Diktatorin. Deren eigentliches Problem jedoch ihr Ex-Liebhaber Jon Schnee ist. Was macht er, außer betroffen herumzustehen, während Varys in Flammen aufgeht? Er schaut die ganze Folge über aus, wie ein geprügelter Hund.

Drache sorgt für Verbrannte Erde

Drache sorgt für Verbrannte Erde

Ein Drache ist mehr

Glimpflich davon kommt Tyrion Lannister, er erhält lediglich eine Abmahnung. Allerdings mit dem Hinweis, das wäre jetzt definitiv die letzte Enttäuschung durch ihn. Immerhin, er kann ihr noch das Versprechen abtrotzen, beim Sturm auf Königsmund Gnade walten zu lassen. Sollten die Stadt die Glocken läuten lassen und sich somit ergeben, soll Daenerys die Menschen verschonen.
Genau wie Varys macht sich Tyrion zum Anwalt des Volkes. Allerdings denkt er auch an seine beiden Geschwister, wie sich später noch zeigen wird. Er befreit seinen Bruder, der die schwangere Schwester retten und vor allem jene bereits erwähnten Glocken läuten soll.

Anders zuvor gelingt es Daenerys zu Beginn der Schlacht, allen durch die Skorpione abgeschossenen Pfeilen auszuweichen. Mit ihrem einem Drachen ist sie effektiver als zuvor mit drei beziehungsweise frei. Die Eisenflotte geht genau so in Flammen auf wie die Goldenen Kompanie. Quasi von hinten räumt Daenerys das Feld auf, zerstört das Stadttor und verschafft ihrem Heer frei Bahn. Stück für Stück fällt Königsmund, die Zerstörungen durch den Drachen beschränken sich auf die äußeren Stadtmauern. An der Spitze von Jon Schnee stehen seine Krieger einer größeren Gruppe von Lennister-Soldaten gegenüber. Augen in Auge, Spannung, Stille. Das erste Schwert fällt zu Boden, die Lennister-Soldaten, deren Treue Cerseis zuvor noch beschworen hat, ergeben sich. Dann läuten die Glocken.

Königsmund wird Verbrannte Erde

Verbrannte Erde als Strategie kommt eigentlich dann zum Einsatz, wenn sich eine Armee auf dem Rückzug befindet und ihrem Gegner nichts hinterlassen will. Es ist auch eine Form der Guerillataktik. In der Regel leidet die Zivilbevölkerung am stärksten darunter. So definiert es Wikipedia und unterschlägt dabei, dass auch eine verrückten siegreiche Armee Verbrannte Erde hinterlassen kann. So etwa die deutsche Armee im Ersten Weltkrieg auf ihrem Vormarsch gegen Frankreich, als die belgische Stadt Löwen in Flammen aufging.Dieser Vorfall sorgte damals für ein weltweiches Echo (Rape of Belgium) und trug dazu bei, den gesamte Kriegsschuld später bei den Deutschen zu verorten.

Zurück nach Westeros. Während die Glocken von Königsmund läuten, verfinstert sich das Gesicht von Daenerys auf ihrem Drachen. Sie ist außer sich und bricht ihr Versprechen an Tyrion. Sie will ganz Königsmund in Verbannte Erde verwandeln.
Was dann folgt, ist ein entsetzliches Massaker vor allem an der Zivilbevölkerung. Daenerys wird genau zu jenem Monster, was Varys befürchtet hatte.

Viele Figuren ereilt in dieser Folge der Tod, vermutlich auch, weil das Geld für sechste Folge etwas knapp geworden ist. Daher müssen Cersei und Jaime Lannister abtreten, sie werden von Trümmern begraben. Sandor Clegane erwischt seinen Untoten Bruder, aber nur, in dem er sich selbst opfert. Euron Graufreud macht noch ein, zwei Stiche, bevor er sich selber den Bauch hält.
Verbrannte Erde und Asche zeichnen am Ende ganz Königsmund, aus der die sichtlich gezeichnet Arya Stark auf dem Rücken eines Pferdes flieht. Ihre Rache hat sie nicht bekommen.

Massenmörder unter sich

In nur einer Folge hat sich Daenerys zur blutrünstigen Tyrannin verwandelt. Sicher gab es Andeutungen und Vorzeichen, aber so radikal wie der Umschwung kam, hätte damit wohl niemand gerechnet. Die einstige Sprengerin der Ketten ist nunmehr nichts anders als eine Massenmörderin. Zur Rettung der Figur muss man jedoch anmerken, dass Gnade noch nie die Stärke von Daenerys gewesen ist. In Meereen lässt sie 163 Meister aus Rache ans Kreuz nageln.

Mit dem Wahnsinn in ihren Augen, während die Glocken von Königsmund geläutet werden, kommt sie endgültig ihrem Vater gleich. Auch in Bezug auf Jon Schnee hinterlässt sie durch ihr Handeln Verbrannte Erde. Für sie kann es daher in der finalen Folge keinen Ausweg mehr geben. Sie hat ihr Schicksal durch die Zerstörung von Königsmund selber gewählt.

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