Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Am heutigen Nikolaustag erwartet die Nutzer von WordPress die Rute. Zumindest dann, wenn sie die angekündigte Version 5 mit dem neuen Editor Gutenberg installieren.

Ursache und Wirkung

Das eine oder andere Mal habe ich mit hier im Blog bereits über den neuen Editor Gutenberg geäußert. Einer anfänglichen völligen Ablehnung ist zumindest bei mir die Einsicht gewachsen, warum Gutenberg möglicherweise notwendig ist. Als Agentur-Mensch sehe ich natürlich, wie sich der Markt entwickelt. Anbieter wie wix und Jimdo sollen das Leben leichter machen. Tatsächlich versprechen sie die schnelle Website aus dem Baukasten. Das ist sowohl für WordPress als auch für Agentur ein echtes Problem.
An dieser Stelle muss auch betont werden, dass es WordPress in zwei Geschmacksrichtungen gibt. Die Variante zum selber hosten, welche unter wordpress.org zu finden ist. Und das Ganze noch mal Serviceplattform, vorinstalliertes WordPress inklusiv Hosting, sogar mit der Möglichkeit, darauf eigene Domains routen zu lassen.
Automattic, die Firma hinter wordpress.com, sieht durch wix & Co seine Marktposition bedroht. Mit den Tools zur einfachen Gestaltung, die von der Konkurrenz angeboten werden, kann das dagegen altbackene WordPress nicht mithalten. Zwar gibt es eine Reihe von Pagebuildern für WordPress, diese sind aber eben nicht Kernbestandteil — die Plugins stammen von externen Anbietern und müssen zum Teil zusätzlich bezahlt werden.

Im Dschungel von Gutenberg

Im Dschungel von Gutenberg

Problem von Gutenberg

Aus meiner Sicht ist der Motor für die Entwicklung von Gutenberg vor allem eins: Angst. Wie wir wissen, ist Angst ein schlechter Ratgeber. Sie führt zu einer zu führen Veröffentlichung von WordPress 5 und Gutenberg. Selbstverständlich wurde Gutenberg lange angekündigt und jeder von uns hatte eigentlich Zeit genug, sich auf die Veränderungen einzustellen. Manchmal ist es sogar notwendig, harte Schnitte vorzunehmen um Innovationen durchzusetzen.
Etwa bei den iMacs, die kein 3,5 Zoll Diskettenlaufwerk mehr hatten. Auch hier gab es einen Sturm der Entrüstung.
Zurück aber zu WordPress. Ich für meinen Teil sehe einen erheblichen Unterschied zwischen einer Firma wie Apple und einem Projekt, welches von vielen Schultern einer großen Community getragen wird. So wie ich es empfinde, wird der neue Editor durchgedrückt, obwohl es berechtigte Bedenken gibt.
Meiner Meinung nach hätte es den Hauptverantwortlichen gut zu Gesicht gestanden, wenn ohne zusätzliche Hilfsmittel eine echte Wahlmöglichkeit bestehen würde. Ein Schalter im Backend, mit dem man zwischen alten und neuem Editor wechseln kann. Statt dessen muss man auf zusätzliche Plugins wie etwa Classic Editor zurück greifen.
Auf einem ganz anderem Blatt steht, wie stark WordPress 5 mit seinem neuen Editor die Entwicklung von Themes verändert wird. Eines steht schon mal fest. Die Entwicklung von eigenen Blöcken für Gutenberg ist nicht trivial.

Versuch eine Prognose

Abwarten und Tee trinken — in Bezug auf WordPress 5 ist das vermutlich der beste Ratschlag. Seit nunmehr 14 Jahren nutze ich selber WordPress. Hier im Blog lief bisher jedes Update ohne Probleme. Den Neuerungen stehe ich etwa skeptisch gegenüber, sehe aber eben auch die Notwendigkeit. Zumal auch deshalb, weil ich selber mit Elementor arbeite. Solche Pagebuilder verändert die Art und Weise, wie Websites gebaut werden erheblich.
Sie verändern aber auch das, was wir als Agenturen Kunden anbieten könne, müssen und sollten. Die Beratungsleistung wird wichtiger. Technisch kann der Kunde je nach Neigung und eigenem Kenntnisstand seine Seiten fast selber erstellen. Es wird aber auf absehbare Zeit noch Schwelle geben, die Pagebuilder und Baukastensystem nicht überschreiten können.
Bei 08/15 Seiten kommt mit Pagebuildern sehr weit, schafft es sogar ohne Hilfe über die Ziellinie. Wehe aber, man hat besondere Wünsche. Dann steht eine Odyssee durch den Dschungel der zusätzlichen Plugins an. Oder aber man findet jemanden für die Umsetzung. Bei meinem Alpha Meeple Projekt habe ich jetzt schon festgestellt, dass sich bestimmte Dinge nicht so aus dem Baukasten lösen lassen.
Das Angst ein schlechter Ratgeber ist, gilt auch für Agenturen und Webentwickler. Aus diesem Grund sollte man Gutenberg grundsätzlich offen gegenüber stehen. Das Geschäft wird sich ändern, also sollten wir es auch tun.

2 Kommentare

  1. „Ein Schalter im Backend…“
    So ähnlich haben sie es ja gelöst. Wirst direkt im Welcome Screen gefragt, ob du den Classic Editor installieren willst. Fragt sich natürlich, wie es einem geht, der sich nicht annähernd so damit befasst, wie wir in unserer kuschligen Blase.

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