Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Vier Wochen im Advent reichen für die wenigsten Menschen aus, ihre Weihnachtsrituale zu planen. Jedes Jahr aufs Neue kommt der Heiligabend überraschend.

Rechtzeitig wegducken

Bei uns zu Hause in der Küchen hängt an der Magnettafel ein Zettel zum ausfüllen vom Fleischer. Abzugeben sei er bis zum 15. Dezember, andernfalls wird angedroht, keine Vorbestellung mehr aufgeben zu können für die Weihnachtsfeiertage. Wie wir alle wissen, sind die so was wie eine kriegsähnlicher Zustand, zumindest in Bezug auf die Verfügbarkeit von Lebensmitteln. Der Vergleich mit Krieg scheint unpassend zu sein, da doch Weihnachten das Fest der Liebe und des Friedens sein will. Wie wenig das tatsächlich zutrifft, haben Heerscharen von Autoren in Texten, Gedichten und Romanen festgehalten.
Einige Menschen empfinden Weihnachten auch als regelrechten Belagerungszustand für das traute Heim. Da ist man glücklich und zufrieden, die Kinder groß und endlich aus dem Haus — dann stehen sie wieder auf der Matte und wollen Glückseligkeit unterm Weihnachtsbaum ihrer Eltern. Wobei das ebenso selten genau andersherum ist. Man hat es endlich auf eigene Füßen geschafft, durchs Leben zu kommen, da holen einen die Erwartung seiner Erzeuger wieder ein. „Nur einmal im Jahr…“, „Ist doch Weihnachten….“, „Denkt doch an eurer Kinder…“. Hier ist noch genügen Platz für ganz viele solche Sätze. Es hilft nur, sich rechtzeitig wegzugucken, bevor die Weihnachtsrituale und Erwartungen zuschlagen. Ein paar Tage hat man noch Zeit.

Merkwürdige Weihnachtsrituale

Merkwürdige Weihnachtsrituale

Bestandteile der Weihnachtsrituale

Aber es soll hol nicht darum gehen, irgendjemanden Weihnachten madig zu machen. Schließlich mag ich das Fest selber. Meine Frau und ich haben zudem auch ein paar Weihnachtsrituale, die sich Jahr für Jahr wiederholen. Etwa die Rindfleischsuppe, die es am 24. Dezember abends gibt. Schon bezeichnend, dass sich unter diesem Stichwort so einige Beiträge aus der Weihnachtszeit hier im Blog finden lassen. Die Rindfleischsuppe ist es dann auch, die eine rechtzeitige Vorbestellung erfordert. Ohne Beinscheibe keine Suppe.
Andere Weihnachtsrituale bestehen etwa darin, dass ich nach wie vor auf einem eigenen Adventskalender bestehe. Ganz ehrlich, ich brauche das einfach. Ebenso ein Tannenbaum, wobei wir dieses Jahr auf Grund urlaubsbedingter Umstände wohl zum ersten Mal darauf verzichten werden. Apropos Verzicht in Bezug auf Weihnachtsrituale. Möglicherweise gehört für den einen oder die andere der Film „Die Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann ebenfalls zur Vorweihnachtszeit.
In der Süddeutsche Zeitung von heute findet sich ein Artikel, der einen Grund dafür liefert, darauf zu verzichten. Die Aufführungsrechte liegen in den Händen einer Dame, die Mitglied der AfD ist. Zudem, und das tut mir mehr, ist es eigentlich ein Durchhaltefilm der Nazis im Dritten Reich gewesen. Persönlich mag ich den Schauspieler Heinz Rühmann, mochte ihn schon immer. Viele Filme jedoch, in denen er mitgespielt, dienten einem unrühmlichen Zweck.
Wenn es darum ginge, neue Weihnachtsrituale einzufügen, wäre ich vor allem für eins: zu hinterfragen, was man jahrelang so unkritisch getan hat. Dazu gehören dann ebenso bestimmte Filme ansehen wie sich familiären Pflichten zu unterwerfen.

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