Allen Anschein nach scheinen Paketdienste in Deutschland eine eigenartige Auffassung von Humor zu haben. Anderes lassen sich die aktuellen Schlagzeilen in der Presse nicht deuten.
Verschwundene Lieferungen
Ausgerechnet zu Zeitpunkt, wo eines meiner Pakete aus unerklärlichen Gründen bei einem Zusteller „verschwunden“ ist, lese ich in der Süddeutsche Zeitung etwas über eine mögliche Preiserhöhung, die von ein paar Paketdiensten in die Runde geworfen wurde. In der SZ selber schreibt an Jan Schmidbauer über Pakete, die sich dann nicht bei einem selber einfinden, sondern im besten Fall irgendwo in der Nachbarschaft abgegeben wurden. Wenn der Nachbar dann zufällig tot hinter der Tür liegt oder nach Empfang in den sechswöchigen Urlaub verreiste, ist so was entsprechend ärgerlich. Man kommt nicht an sein Paket, obwohl man sehnsüchtig drauf wartet. Mindestens genau so verhält es sich, wenn die Lieferung an einen Paketshop in Puselmuckel ging oder gleich auf Grund angeblicher Unzustellbarkeit zurück an den Absender.
Vermutlich jeder kann mindestens eine persönliche Leidensgesichte im Zusammenhang mit Zustellern beitragen. Dabei ist es ganz egal, welcher der Paketdienste für die Lieferung zum Empfänger zuständig gewesen ist. Das Grauen kennt keine Firmengrenzen. Wie heisst es so schön bei der SZ: „Die zuständige Bundesnetzagentur registrierte im vergangenen Jahr 3900 Beschwerden über Postlieferungen“ — der überwiegende Teil bezieht sich auf Paketzustellungen, Tendenz bei den Beschwerden steigend. Angesichts solcher Zahlen erscheint es mutig, für eine Dienstleistung, die nicht immer zur Zufriedenheit ausgeführt wird, mehr Geld zu verlangen.
Halbe Lieferungen der Paketdienste
Pauschal sollen die Lieferungen künftig natürlich nicht mehr Geld kosten. Lediglich dann, wenn sie vom Absender bis zum Empfänger an die Tür geliefert werden. Also das, was man eigentlich jetzt bereits erwartet, wenn man einen der Paketdienste beauftragt. Man bekommt ja im Restaurant nicht nur die Vorsuppe, wenn man eine komplette Mahlzeit bestellt. Insbesondere DPD und Hermes sollen darüber nachdenken, sich künftig die Arbeit mit einem entsprechenden Aufschlag versüßen zu lassen. Klingelt es? Nein, nicht an der Tür, sondern bei den Namen der beiden Firmen. Das sind die, deren Ruf, sagen wir mal, nicht ganz so top ist.
Nehmen wir mal Hermes. Laut eigener Aussage hat der Konzern 2016 seinen um mehr als sieben Prozent gesteigert und lag damit bei 2.640 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Man kann vermutlich nicht zu Unrecht davon ausgehen, dass sich das nicht positiv auf die Bezahlung der Fahrer ausgewirkt hat. Daher liegt die Vermutung nahe, dass eine Erhöhung der Kosten für die Zustellung, die man als Kunde bezahlen soll, auch nur der Maximierung des Gewinns und nicht etwa der gerechten Entlohnung dienen wird. Den angeblichen hohen Aufwand für die Zustellung bis an die Haustür haben letztendlich die Zusteller, nicht aber die Firma oder das Subunternehmeer der Paketdienste. Insofern finde ich die Diskussion um eine Preiserhöhung ehrlich gesagt ziemlich verlogen. Das man Probleme die auch zunehmenden Lieferverkehr in Innenstädten entstehen auf Dauer etwas entgegensetzen muss, ist ein ganz anderes Thema an dieser Stelle.
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