Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Der Emder Rat plant eine Kreuzfahrt nach Norwegen auf Kosten der Steuerzahler. Schönreden fällt in diesem Fall schwer.

Auf dem Wasser zu Hause

Schon wieder so ein nautisches Thema. Es liegt nicht an am Wohnort, der Seehafenstadt Emden. Wobei, in diesem Fall doch. Bevor ich aber darauf komme, meine grundsätzlichen Gedanken zum Thema Kreuzfahrt. Fangen wir positiv an. Generell mag ich Schiffe und auch, auf Schiffen unterwegs zu sein. An einen Segeltörn auf dem IJsselmeer in den 1990er Jahren denke ich immer wieder gerne zurück. Hier in Emden finde ich die historischen Segelschiffe faszinierend. Bei den Hausbooten in den niederländischen Grachten ertappe ich mich immer mal wieder dabei, von einem Leben auf einem Hausboot zu träumen.

Richtig angetan war ich von einer ARD-Doku, in der es um die Mittfahrt auf Containerschiffen ging. Teuer, spartanisch, aber sehr spannend — wie ich finde. Mit einer Kreuzfahrt hat das freilich nichts zu tun. Bucht man so was, erwartet man ein luxuriöse Seereise. Diese waren früher nur Gutbetuchten vorbehalten, bis sich das in den 1960 und 1970 änderte, um mehr Gäste auf die Schiffe zu bekommen.

Damit wurde allerdings der Grundstein für die durch den Massentourismus mit Kreuzfahrtschiffen entstehenden Probleme gelegt. Selbst an sich kritische Personen wie ich können allerdings schwach werden, wenn die Holland Norway Lines vom Emder Hafen aus Mini-Kreuzfahrten nach Norwegen anbieten.

Ratsmitglieder auf Kreuzfahrt

Rechnet man mal das mal Angebot für eine 3-tägige Minikreuzfahrt nach Kristiansand durch, kommt man inklusive Essen auf einen Preis weit über 400 Euro. Dabei beträgt dann der Aufenthalt in Norwegen maximal vier Stunden. Das muss man sich leisten wollen. Die Stadt Emden will sich die Kreuzfahrt offensichtlich leisten. Für eine geplantes „Internationales Begegnungstreffen“ werden laut Emder Zeitung 8.200 Euro an Steuergeldern zur Verfügung gestellt, damit möglichst viel Ratsmitglieder den Oberbürgermeister samt Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Umwelt, Fachdienstleiter der Wirtschaftsförderin so wie einer Person aus der Pressestelle und einem Ratsbetreuer begleiten können.

Man wolle, so heißt es, sich unter anderem für einen dauerhaften Erhalt der Fährverbindung einsetzen. Warum das nur vor Ort geht, erscheint mir als ein Rätsel. Genauso wie die Notwendigkeit, so viele Menschen auf Reisen zu schicken. Einige Ratsvertreter sollen sogar darüber enttäuscht sein, dass nicht die gesamten Kosten, wie etwa die Verpflegung, von der Stadt übernommen werden.

Mich entsetzt so eine Haltung ziemlich. Natürlich ist ein Ratsmandat ein Ehrenamt. Aber es besteht keine Notwendigkeit, im Rahmen seiner Ratstätigkeit auf Kosten der Bürgerinnen und Bürger nach Norwegen zu fahren.

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