Die schrittweise vollständige Digitalisierung von BILD geht Hand in Hand mit einem weiteren Stellenabbau. Kein Grund zur Trauer.
Stellenabbau bei BILD
Es gibt so einen treffenden Satz vom Springer-Chef Mathias Döpfner. Wer mit BILD „im Aufzug nach oben fährt, der fährt auch mit ihr im Aufzug nach unten“. Das bezog sich vor einigen Jahren auf die mediale Begleitung des damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff und seine Vorliebe für Urlaub auf Sylt. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt.
Die Sache mit dem Aufzug ging mir heute Morgen wieder durch den Kopf, als ich vom geplanten Stellenabbau bei BILD las. Das mag zwar gegenüber der Belegschaft, wo einige jetzt um ihren Job bangen, nicht besonders nett sein. Aber hey, wir reden hier von BILD. Ein Machwerk mit einer ganz eigenen Geschichte. Vermutlich würde man in einem gewissen Umfeld eher sagen, man wäre Tänzer in einer Schwulenbar statt zuzugeben, bei BILD zu arbeiten.
Einen sehr guten Eindruck für das wofür BILD stand und meiner Meinung nach immer noch steht, bekommt man durch das Buch „Der Aufmacher“ von Günter Wallraff. Wobei ich zumindest in meiner Generation (und aufwärts) erwarten würde, dass man sich darüber im Klaren ist, wofür das Blatt steht.
Modernisierte Hetze
In einem Bericht zum Stellenabbau heißt es, der Axel-Springer-Verlag wolle digitaler werden. Das lässt sich gut nachvollziehen, denn der größte Teil der Hetze finde mittlerweile digital, vor allem in den sozialen Medien, statt. Ob es dafür überhaupt noch Redakteure braucht, ist so eine Frage. Im Grunde reicht eine Praktikant:in, die gelegentlich etwas Öl ins Feuer gießt.
Ganz offen schreibt man in einer Mail an die Belegschaft, man würde künftig Personal verstärkt durch künstliche Intelligenz ersetzen. Fragt sich nur, ob die so dumm ist, für BILD zu arbeiten.
Die wohl besten Nachricht in dem Zusammenhang ist die Ankündigung, mittelfristig vollständig auf eine gedruckte Ausgabe der BILD zu verzichten. Dann muss zumindest kein Baum mehr für den Blödsinn sterben. Mit Papier lässt sich definitiv besseres anfangen.
Man sollte im Übrigen nicht davon träumen, dass das Zielpublikum ausstirbt. Eher ist das Gegenteil zu befürchten. Wie dem auch sei, meiner Meinung nach hat das, was der Springer-Konzern mit seinem Zugpferd produziert, ehedem nichts mit Journalismus zu tun. Da ist es auch egal, in welcher Form das Produkt auf den Markt kommt und welche Kanäle es bedient. Die niedrigsten Instinkte der vornehmlich männliche Deutschen bedient es ehedem, egal ob analog oder digital.