Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Silvio Berlusconi — ein Taschenspieler

Der Tod des mehrfachen ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi wird eine Lücke hinterlassen.

Karriere wie geschmiert

Stellen wir uns für einen Moment mal vor, wir wären Bauunternehmer mit dubiosen Verbindungen. Gemunkelt wird, wir hätten da etwas mit der Mafia am Laufen. Zudem nehmen wir es mit dem Zahlen von Steuern nicht so genau. Anfang der 1980 Jahre steigen wir dann groß in das Geschäft mit Privatfernsehen ein. Damit das wie geschmiert läuft, machen wir genau das.

Die Justiz hängt uns bereits im Nacken, aber eine mächtige christliche Partei hält ihre schützende Hand über uns. Bis diese Partei dann über eine Schmiergeldaffäre, die mit uns in Verbindung steht, zu Fall kommt. Da jetzt plötzlich sie schützende Hand fehlt, gründen wir eine eigene Partei. Wir werden Ministerpräsident und passen die Gesetzgebung unseren persönlichen Bedürfnissen an.

Was sich anhört, wie ein Märchen aus einer Bananenrepublik, hat sich so in Italien zugetragen. Silvio Berlusconi, ein geschickter Strippenzieher und Taschenspieler, der sogar öffentlich als Ministerpräsident zum Steuerbetrug aufrief, wenn das Geld aus der Kurzarbeit bei Fiat nicht reichen würde.

Man sagt, über Tote solle man nicht schlecht reden. Beim gestern verstorbenen Silvio Berlusconi sollte man dennoch nichts verschweigen, auch um der Mythenbildung entgegenzuwirken.

Vorbild Berlusconi

Die Politik von Silvio Berlusconi dreht sich im Kern nur darum, Gutes für sich selber zu tun und Ermittlungsverfahren so lange wie möglich abzuwenden. Sein politisches Amt, so darf man annehmen, diente ihm nur als Mittel zu diesem Zweck. Daher würde ich Silvio Berlusconi so einschätzen, dass er es zwar genossen hat, mehrfach Ministerpräsident von Italien zu sein, aber für ihn das Amt nicht zur Bestätigung seines Egos nötig war. Damit unterscheidet er sich deutlich von Donald Trump, der laut eigenen Angaben Berlusconi eine Zeitlang als Vorbild sah.

Rückblickend, und hier kommen wir dann zur Gefahr der Mythenbildung, erscheint Berlusconi immer noch besser gewesen zu sein als die derzeitige Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die als Vorsitzende der postfaschistischen Partei Fratelli d’Italia angehört. Sie hat eine sehr deutliche politische Position, während diese bei Berlusconi immer flexibel waren. Ihm ging es nie um ein bestimmtes politisches Programm, sondern um sich. Aus seiner Unternehmersicht wird auch deutlich, warum er sich zur Europäischen Union bekannte. Schließlich ist die EU ein großer Markt.

Obwohl Silvio Berlusconi in den letzten Jahren erheblich an Macht und Einfluss verlor, hinterlässt sein Tod dennoch eine nicht zu unterschätzende Lücke in Italien. Durch die Regierungsbeteiligung seiner 2013 wieder ins Leben gerufenen Partei Forza Italia und durch Berlusconi hoffte man, dies würde Meloni mäßigen. Auf der anderen Seite muss man hier deutlich hervorheben, dass Meloni keine Freundschaft mit Putin pflegt und sich deutlich zur Unterstützung der Ukraine bekannt hat.

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