Von allen guten und bösen Geistern verlassen

eranstalter werteten eine Lynchmob-Versammlung in Aurich als vollen Erfolg. Dem Wolf soll es an den Kragen gehen.

Waldbrand in Ostfriesland

Bevor wir zum Wolf kommen, brandaktuelles Thema vorweg. Die Emder Zeitung meldete heute eine gestiegene Waldbrandgefahr in Ostfriesland. Als ich das beim Frühstück vorlas, kommentierte meine Frau das auf gekonnt trockene Art: „Welche Wälder?“

Tatsächlich fällt es uns beiden Kindern Nordrhein-Westfalens schwer, hier in Ostfriesland irgendwas zu erkennen, was ansatzweise einem Wald ähnelt. Gerade in der Gegend um Emden herum kann man maximal von „Wäldchen“ sprechen — wenn überhaupt. Möglicherweise liegt das an der ostfriesischen Art, sich freien Blick bis zum Deich zu verschaffen. Da wird auch mal ein Biotop Janssens Tuun dem Erdboden gleich gemacht, unter dem fadenscheinigen Argument, etwas zum Erhalt der Wiesenvögel zu leisten.

Sicher sind ist die Natur derzeit so trocken wie der ostfriesische Humor. Nachdem wir vorher fast abgesoffen sind in den zurückliegenden Regenmonaten, empfinde ich das jetzt allerdings nicht als Drama. Abgesehen davon brennt es meisten nicht einfach so, sondern meistens ist der Menschen mit im Spiel. Eine weggeworfene Zigarette etwa oder Glas, was wie eine Lupe brennbares entzünden kann. Waldbrände entstehen häufig aus Unachtsamkeit.

Wer im Waldgebiet mit offenen Feuer hantiert und seinen Grill anwirft, gehört im Übrigen geohrfeigt. Zumindest so lange, bis einigermaßen Verstand erkennbar wird. Derweilen sollte man sich in Ostfriesland beim Anzünden an das halten, was man angeblich ehedem weg haben will. Wie etwa das Haus hinter der Kunsthalle.

Kommen wir aber zum Wolf.

Krimi mit Wolf

Wenn in Ostfriesland der Wolf die Gemüter erhitzt, ist vermutlich nicht der erfolgreiche Schriftsteller Klaus-Peter Wolf gemeint. Die 3.000 Menschen, welche in Aurich am Wochenende gegen den Wolf demonstrierten, meinte definitiv das Tier. Im Kern geht es darum, dass einigen Präsenz nicht gefällt. Man hat eventuell berechtigte Sorge vor Übergriffen des Raubtiers. Man sieht die Schafe bedroht, aber auch die eigenen Kinder auf dem Weg zu Schule. Wobei die nicht Rotkäppchen heißen und durch den Wald (siehe oben) müssen. Abgesehen davon sind Wölfe vor allem nachtaktiv, also zu einer Zeit unterwegs, wo die kleinen Enkelkinder längst im Bett sein sollte.

Mit Angst lässt sich aber immer gut Stimmung machen. Insbesondere der Wolf musste das in der Vergangenheit schon spüren. Eigentlich sollten wir dankbar sein, dass sich so eine in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert fast ausgerottete Tierart wieder heimisch fühlt. Nicht ohne Grund steht er unter Artenschutz.

Um es mal anders zu formulieren. Wenn in Deutschland jeder angebliche Schädling zum Abschuss freigegeben würde, wären ganze Landstriche entvölkert. Tatsache ist nämlich: Der Mensch ist der größte Schädling von allen. Siehe oben, Thema Waldbrand, aber auch Klimawandel.

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