Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Der Ostfriese an sich kann mit Touristen genauso wenig anfangen wie mit Spätzle. Jedenfalls laut eines launischen Zeitungsartikels.

Ostfriesland völlig enttäuschend

Touristen aus anderen Bundesländern sind zum Teil völlig enttäuscht über Ostfriesland.

An den meisten Stellen in der Krummhörn versperrt der Deich den freien Blick auf die Nordsee.

Kann man schon verstehen, wenn man Meerblick erwartet hat. Genau so die nachfolgende Beschwerde.

Absolut unzeitgemäß. Beim Baden in der Nordsee muss man sich an den sogenannten Gezeiten orientieren. Ganztägiges Baden ist nicht möglich.

Das sind zwar zwei ausgedacht Meinungsäußerungen, aber nach dem ich den Artikel in der Ostfriesen-Zeitung über die kuriosen Bewertungen Ostfriesland durch Touristen gelesen habe, erscheinen die durchaus vorstellbar.

Da wird sich zum Beispiel über den schiefen Kirchturm in Suurhusen wie folgt geäußert:

langweilig, man sieht die schiefe Kirche, aber das wars dann. Es gibt nichtmal einen Kiosk in der nähe oder ein Cafe. Trostlos und langweilig, keine Reise Wert.

So was zitiert die OZ genüsslich. Bei derzeit 628 Google-Rezensionen und einer durchschnittlichen Bewertung von 4,5 sind das aber tatsächlich Minderheitenmeinungen. Gleiches gilt für den Campener Leuchtturm oder den Pilsumer Leuchtturm. Man macht in der OZ aus einer Mücke einen Elefanten, nur damit man sich in seiner Wagenburg verbarrikadieren kann.

Vom Massentourismus in zum Beispiel Greetsiel bin ich auch nicht wirklich begeistert. Aber man sollte definitiv die Kirche im Dorf lassen beziehungsweise bei den Fakten bleiben.

Landplage Touristen?

Wie in einigen anderen deutschen Regionen ist man in Ostfriesland auf Touristen angewiesen. Manchen schließen Land (und Leute) sogar so dauerhaft in ihr Herz, dass sie sich hier niederlassen — zwei davon kenne ich persönlich ziemlich gut.

Der Artikel in der OZ ist aus meiner Sicht nur Stimmungsmache, von der niemand auf Dauer profitiert. Gleiches gilt für den Artikel über das Hundeverbot auf den Deichen auf der selben Seite in der OZ. Hier tippe ich auf die Einsicht der Hundebesitzer für diese Einschränkung. Den meisten jedenfalls dürfte das einleuchten, ohne das sie beleidigte Leberwurst spielen.

Immerhin, mit den beiden Artikel über die bösen Touristen konnte man eine ganze Zeitungsseite füllen und auf Facebook richtig Stimmung machen. Großartige Leistung.

Eine ganze Reihe von Menschen, die nicht aus Ostfriesland stammen, sind schwer verliebt in die Region. Auch in die Krummhörn, wofür etwa das Buch von Bernd Flessner und Hannah Fleßner, „111 Orte in der Krummhörn, die man gesehen haben muss“ ein guter Beleg ist. Aussage wie „Das Hollywood Ostfrieslands“ sollte man sich genussvoll auf der Zunge zergehen lassen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner