Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Stützräder für Helikoptereltern

Immer mehr Eltern benötigen offensichtlich Stützräder für ihre Kindererziehung. Ohne Vorbilder lernt niemand Fahrrad fahren.

Fahrrad heißt Freiheit

Immer weniger Schulkinder in Niedersachsen seien angeblich in der Lage, Fahrrad zu fahren. Schrieb zumindest die Emder Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe. Gestützt wird das von einer Studie des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Mich persönlich erschüttert das sogar noch mehr als der Umstand, dass ähnliches auch in Bezug aufs Schwimmen gilt.

Für mich bedeutet bereits als Kinder Fahrrad fahren zu können Freiheit. Wir wohnten auf dem Land, die nächsten Nachbarn waren über 250 Meter weit weg. Um mit anderen Kindern zu spielen, hatte ich anfangs nur Kettcar oder Tretroller. Da kann man eigentlich fast besser laufen, wenn denn die Beine nicht so kurz gewesen wären. Einen Taxi-Service, so wie das bei Helikoptereltern üblich ist, gab es damals noch nicht.

Entsprechend sehnte ich mich danach, endlich Fahrrad fahren zu können. Wenn ich mich richtig erinnere, war ich drei oder vier Jahre alt, als ich mein erstes Fahrrad bekam. Ein gelber Flitzer, natürlich mit montierten Stützrädern.

Ja ich weiß, was man heutzutage über Stützräder so sagt und schreibt. Ich als Kind fand sie damals großartig, viel besser als Schwimmflügel. Natürlich waren die Stützräder furchtbar laut auf der Straße und führten auch nicht dazu, dass man super schnell fahren konnte. Aber man konnte fahren.

Kinder brauchen Stützräder

Als ich etwas sicher auf dem Fahrrad war, wurde eines der Stützräder entfernt. Das fühlte sich für mich nicht halb und nicht ganz an, sodass ich froh war, später ganz ohne Hilfe auszukommen. Unfälle hatte ich in den ersten Jahren noch nicht, aber schließlich war ich definitiv noch zu jung für Alkohol.

Beigebracht haben mir im Übrigen das Fahrradfahren meine Eltern und Großeltern. Als ich die Schule kam, konnte ich wie alle anderen bereits Fahrrad fahren. Es gab dann lediglich regelmäßiges Sicherheitstraining durch die Verkehrswacht.

Ob die Kinder heutzutage kein Fahrrad fahren mehr lernen, weil es etwa ein ganztägiges Fernsehprogramm gibt, halte ich, mit Verlaub, für Schwachsinn. Ursache dafür, dass die Kinder kein Fahrrad fahren können, ist das fehlende Vorbild durch die Eltern. Als ich noch mitten in Köln in der autofreien Siedlung lebte, sah ich nämlich sehr viele Kinder, die mit drei Jahren schon auf dem Fahrrad saßen. Wie gesagt, mitten in Köln.

In der Siedlung wurde den Kindern das Fahrrad fahren vorgelebt. Autos hatten dort nicht so viel Bedeutung.

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