Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Die Frage nach der richtigen Brennweite für die eigene Kamera kann man im Grunde nur selber durch Ausprobieren beantworten.

Fotografie als Abenteuer

Je intensiver ich mit der Fotografie auseinandersetze, desto spannender wird sie für mich. Es ist ein Abenteuer. Je mehr man dabei an Wissen aufschnappt, desto tiefer kommt man in den Kaninchenbau. Dabei ist es nicht primär wichtig, ob die eigenen Fotos spürbar besser werden — wobei es eine schöne Erfahrung ist, wenn sie es werden. Es reicht bereits zu spüren, wie sich die eigene Wahrnehmung verändert. Nicht nur dann, wenn man selber aktiv fotografiert beziehungsweise mit einer Kamera unterwegs ist. Sondern auch, wenn man so unterwegs ist. Wenn man Filme im Fernsehen sieht oder Fotos anderer betrachtet.

Man nimmt die Farben, die Zusammenstellung und die Wirkung dessen, was man sieht, anders war. Unweigerlich kommt man auch an den Punkt, wo es um die Brennweite des Objektivs geht. Aber dazu gleich noch mehr.

Am zurückliegenden Wochenende war ich trotz guten Wetters nur einmal am Samstagabend unterwegs. Noch fühle ich mich etwas schwach auf den Beinen. Die wenigen Fotos zusammen mit der ganzen Menge, die ich noch bearbeitet will, führten aber zu einer Erkenntnis. Es gibt viele Tipps für Fotografen. Man muss aber selber herausfinden, was für einen funktioniert.

Farbe ist besser

Obwohl ich alle meine Fotos egal mit welcher Kamera in RAW aufnehme, hatte ich an den unterschiedlichen Kameras den Kreativmodus für schwarzweiß eingestellt. So erhoffte ich mir, schon beim Knipsen einen guten Eindruck vom späteren Monochromen Foto zu bekommen. Ganz ehrlich: Seit gestern weiß ich, dass das mir zumindest nicht hilft. Vor allem nicht, wenn man die Fotos dann beim Import in Lightroom mit einem Schwarzweiß-Preset importiert. Auch Schwarzweiß-Fotos bestehen aus Farbe (kleine Denksportaufgabe, warum).

Das bewerten uns Aussortieren in Lightroom geht für mich deutlich schneller, wenn ich die Bilder in Farbe vorliegen habe, auch wenn ich daraus Monochrome Bilder machen will. Aus einem schlechten Farbbild wird man nur sehr schwer ein gutes Schwarzweiß-Foto machen.

Für mich selber muss ich Stück für Stück einen Workflow finden, der zu mir passt. Genau so verhält es sich auch bei der Kamera und dem verwendeten Sensor. Größer muss nicht besser sein, gerade kleine Kameras haben ihre Vorteile — nur sollte man auch ihre Nachteile kennen.

Bei einer Sache bin ich mir mittlerweile ziemlich sicher, nämlich der Brennweite, bei der ich mich wohlfühle.

Richtige Brennweite

Auch wenn man mit einem Zoomobjektiv und somit variabler Brennweite flexibler ist, mag ich lieber Festbrennweiten. Sich ganz bewusst vor einem Streifzug mit der Kamera für ein Objektiv zu entscheiden, die Brennweite zu wählen und kein zweites Objektiv dabei zu haben zum Wechseln (wenn es denn bei der Kamera überhaupt geht).

Kurzer Einschub: Wenn ich von Brennweiten schreibe, ist damit immer die Brennweite in Bezug auf einen Vollformat-Sensor gemeint. Der ist äquivalent zum klassischen Kleinbildformat. Bei anderen Sensoren muss der sogenannte Cropfaktor berücksichtigt werden. Das gilt dann für die Brennweiten selbst dann, wenn es sich bei einem Objektiv um beispielsweise um ein ausgewiesenes APS-C Objektiv handelt.

So wird aus einer 35 mm Brennweite am APS-C Sensor mit Cropfaktor 1,5 eine Brennweite von rund 52 mm. Genug aber der Theorie.

Meine Brennweiten

Für mich steht fest, wieder bezogen auf Vollformat, dass ich mich am wohlsten zwischen einer 35 mm und 70 mm Brennweite fühle. Das merke ich auch den Fotos an. Weitwinkel ist definitiv nichts für mich, Telezooms sind ebenfalls nicht mein Ding — auch wenn ich meine Frau etwas darum beneide, was sie alles mit ihrem Superzoom vor die Linse bekommt.

Panoramaaufnahmen, weitwinklige Landschaften oder Tiere aus weiter Ferne ganz nah sind nicht so meins. Aber Momentaufnahmen aus dem Alltag, von dem, was uns umgibt, liegt mir. Street Photography finde ich extrem spannend. Auch diese Diskussion, ob man mit 35 mm oder mit 55 mm fotografieren sollte. Beide Brennweiten haben ihre Stärken, führen aber auch zu einer unterschiedlichen Herangehensweise ans Motiv. Mit 35 mm bekommt an mehr einer Szene aufs Bild, muss aber bei bestimmte Motiven näher ran. Bei 50 mm Brennweite kann man Abstand wahren, ist damit auch etwas unauffälliger. Und ja, ich persönlich fühl mich in dieser Zone etwas wohler.

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