Nach der Wahl in Israel stehen nicht nur einige Israelis vor einer Reihe Fragen. Sicher scheint ein religiöser Rechtsruck zu sein.
Netanjahu mal wieder
Als Deutscher etwas über Israel zu schreiben, das über einen Reisebericht hinaus geht, ist oft problematisch. Besonders am heutigen Tag — 84 Jahre nach der Reichspogromnacht. Man kann das freilich anders sehen, wie etwa die Schriftstellerin Eva Menasse. Vielleicht dazu ein paar Gedanken. Man muss den israelischen Staat und seine Handlungen automatisch verteidigen, wenn man aus historischen Gründen zurückhaltend ist mit seiner Kritik an Israel. Abgesehen davon gibt es „die Israelis“ ebenso wenig wie „die Deutschen“. Antisemitismus ist nicht angeboren, sondern erlernt. Durch Geburt stehen wir Deutsche aber in einer besonderen Verantwortung.
Jetzt aber zum eigentlichen Thema. Am 1. November fanden in Israel Wahlen statt. Der vermutlich neue Ministerpräsident ist ein alter Bekannter. Benjamin Netanjahu war bereits zweimal an der Macht, zuletzt von 1999 bis 2001. Über seine Ehefrau Sara Netanjahu und ihren Luxus auf Staatskosten so wie andere Dinge schweigen wir an dieser Stelle. Sie wurde ja nicht gewählt, sondern ihr Mann. Der versucht gerade, ein Bündnis zwischen Religiösen, extremen Rechten und extremen Religiösen zu schmieden.
Wie auch in anderen Ländern sind in Israel die Extremen (wieder) auf dem Vormarsch. Ob das für die Region Naher Osten besonders gut ist, sei dahingestellt. In gewisser Weise kann ich das Gefühl, mit dem Rücken zum Meer zu stehen, nachvollziehen.
Alle gegen Israel
Nicht nachvollziehen kann ich allerdings, warum die künftige Koalition plant, die Sondersteuer auf zuckerhaltige Softdrinks und Plastik-Einwegbehälter rückgängig zu machen. Das steht bestimmt in keinem Zusammenhang mit einer religiösen Speisevorschrift — aber was weiß ich schon.
Noch mal zurück zur besonderen Situation des Landes. Israel ist umgeben von Ländern, die dem jüdischen Staat nicht gerade freundlich gesonnen sind. Warum es diesen Staat gibt, muss man hoffentlich nicht noch erklären. Eben sowenig wie die lange jüdische Geschichte, die Repressionen und Verfolgungen, die Menschen jüdischen Glaubens erfuhren.
Das erklärt den unbedingten Verteidigungswillen des Landes, entschuldigt aber nicht jede Handlung. Die Unterdrückung der Palästinenser erscheint mir nicht besonders weise. Gewalt erzeugt Gegengewalt, eine Spirale des gegenseitigen Hasses. Eine Patentlösung für die Konflikte habe ich nicht. Allerdings eine feste Überzeugung, dass Benjamin Netanjahu die falsche Person ist.
Aktuelle sehen wir aus der Ferne wieder Likud und die Fanatiker. Dabei gibt es mit Jesch Atid (Zukunfspartei) eine andere Partei, die direkt hinter der Likud Partei von Netanjahu auf dem zweiten Platz landete.