Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Die Fußball-WM in Katar kann man guten Gewissens ignorieren. Die Verletzung der Menschenrechte in diesem Land dagegen nicht.

Selbsterklärende Überschriften

Die Überschrift ist selbstverständlich blödsinnig. Katar und Zwischenwahlen, das ist wie Fisch mit Fahrrad. Als ob man in einem autoritären System Wert auf freie, demokratische Wahlen legen würde. Entsprechend braucht es auch keine Zwischenwahlen. Allerdings wollte ich heute etwas zu Katar und den Midterms (Zwischenwahlen) in den USA schreiben. Nur macht sich halt „und“ in Überschriften nicht besonders gut. Außerdem wirkt es in der Form provokativer.

Womit wollen wir anfangen? Zuerst die Fußball-WM (die mich eigentlich nicht interessiert) oder die Midterms? Vielleicht der Einfachheit mit Elon Musk. Bisher ist mir nicht bekannt, ob er Musk via Twitter den Herrscher von Katar, Scheich Tamim bin Hamad, als lupenreinen Demokraten und Menschenfreund bezeichnet hat. Dafür legt sich Musk aber gehörig ins Zeug, um eine Wiederwahl von Donald Trump als US-Präsidenten den Weg zu bereiten. Auf seiner persönlichen Nachrichtenplattform Twitter wirbt Musk laut Süddeutscher Zeitung dafür, heute in den USA den Republikaner die Stimme zu geben:

To independent-minded voters:

Shared power curbs the worst excesses of both parties, therefore I recommend voting for a Republican Congress, given that the Presidency is Democratic.
Elon Musk

Der reichste Mann der Welt missbraucht seine Macht, um sich in die Wahlen einzumischen. Die sind tatsächlich wegweisend. Gewinnen die Republikaner, ist das ein Zeichen für Trump, erneut zu kandidieren — aus seiner Sicht hat er ja auch die letzte Wahl nicht verloren.

Fehlentscheidung Katar

Sagen wir es mal so. Mit Fußball habe ich nichts am Hut. Dennoch, als ich vor einigen Sonntagen hier in Emden an Fußballplatz vorbeifuhr, auf dem gespielt wurde, ging mir eine Sache durch den Kopf. Da ist die Welt an einem Sonntagnachmittag noch in Ordnung. Es waren keine Profis auf dem Feld, eine eher familiäre Atmosphäre unter den Zuschauern und Duft von Grillwurst zog herüber. So sollte Fußball sein, dachte ich, der ja keine Ahnung hat.

Ich habe auch keine Ahnung, warum die Fußball-WM in einem Land wie Katar stattfindet. Wobei, doch schon. Es geht nicht ums Spiel, sondern um Geld. Sehr viel Geld. Moral oder Demokratie sind da nicht relevant (siehe oben). Es ehrt die Fans, welche diese WM durch Nichtschauen boykottieren.

Alle anderen sollten sich fragen, welchen Schaden der Katarischer WM-Botschafter Khalid Salman hat, wenn er Homosexualität als „geistigen Schaden“ bezeichnet. Es sollte auch darüber gesprochen werden, welchen immateriellen Schaden die Fußball-WM durch ihre Veranstaltung in Katar erleidet. Verstößen gegen Menschenrechte, fragwürdiger Umgang mit ausländischen Arbeitskräften und mangelnde Frauenrechte sind die Spitze des Eisbergs an Vorwürfen gegenüber Katar.

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