Immer stärker treten die Risse in Europa auf. Auch Schweden steuert auf einen massiven politischen Umbruch zu.
Einschlag in Schweden
Es gibt eine ganze Reihe Dinge im Leben, die einen aus der Bahn werfen können. Katastrophale Ereignisse, Geburt von Kindern, Tod von Angehörigen oder auch Entwicklungen, die ein Bildeinstürzen lassen, welches man bisher hatte.
Weiter nördlich als bis Dänemark bin ich bisher in meinem Leben noch nicht gekommen. Norwegen, Schweden, Finnland kenne ich nur aus dritter Hand. Handys aus Finnland, eine geniale Fernsehserie, die in Norwegen spielt und eine ganze Reihe Reisedokumentationen über beide Länder.
Mit Schweden verhält es sich jedoch etwas anderes und da kommen wir auch zu dem Bild, welches ich mir von dem Land gemacht habe. Greta Thunberg, IKEA, Astrid Lindgren, Bullerbü, Friedensnobelpreis — um nur ein paar Stichwörter zu nennen. Vor allem aber ist es wohl bei mir und vielen anderen Deutschen Astrid Lindgren gewesen, die unser Bild von Schweden geprägt hat. Man buchstabierten den Landesnamen und hat sofort dieses Mittsommer-Gefühl. Natur in sanftem Sonnenlicht, friedliche Menschen an einer Tafel mit großen Portionen Köttbullar.
Im Grunde genommen aber weiß ich nicht wirklich etwas über das Land. Persönlich kennen ich niemand von dort, spreche die Sprache nicht und ich war noch niemals in Stockholm.
Erschreckende Entwicklung
Der September ist in zwei europäischen Ländern Wahlmonat. Italien wählt ein neues Parlament am 25. September, in Schweden wird bereits am kommenden Sonntag der Reichstag gewählt. Bereits vor ein paar Monaten wurde über Italien und den neuen Aufschwung der Rechten dort berichtet. Die Chancen stehen sehr gut, dass Giorgia Meloni die Wahl gewinnt. Meloni ist Parteivorsitzende der postfaschistischen Partei „Brüder Italiens“. Über die Liebe der Italiener zu merkwürdigen politischen (An-)Führer schrieb Oliver Meiler für die Süddeutsche Zeitung im Artikel „Flüchtig wie ein Furz“.
Im Kopf speicherte ich nach dem Lesen zwei Dinge ab. Das wird halt schnell wieder vorbei sein (so einem Irrtum unterlag in Deutschland schon mal Franz von Papen) und so sind halt die Italiener — natürlich war ich noch nie in Italien und hab auch so ein paar verträumte Bilder von dem Land im Kopf.
Ein richtiger Einschlag war dann der Bericht über die Wahl in Schweden vor ein paar Tagen und die hohe Wahrscheinlichkeit, dass die rechtsradikalen Schwedendemokraten dort gute Chancen haben, an der Bildung der nächsten Regierung maßgeblich beteiligt zu sein. In der heutigen SZ wurde darüber im Artikel „Träumst du noch?“ berichtet. Mein Bild über Schweden ist auf jeden Fall jetzt zerbröselt wie ein Knäckebrot. Über die zahlreichen Missstände (Verkauf von staatlichen Schulen an private Investoren zum Beispiel) in dem Land wusste ich bisher nichts.