Die mal wieder grassierende Politikverdrossenheit ist das Ergebnis einer immer bequemer werdenden Gesellschaft.
Bedeutung von Politik
In den letzten Monaten stolpere ich immer wieder über etwas, das ich als Politikverdrossenheit bezeichnen würde. In der Hoffnung, dass es keine Demokratiemüdigkeit oder Demokratieferne ist. Es ist ein Thema, was in wenigen Zeilen scher zu fassen ist. Trotzdem versuch eich mich an ein paar Sätze über Politikverdrossenheit, weil mich das Thema in den letzten Wochen und Monaten immer wieder beschäftigt. Zudem liegt vor mir meine Wahlbenachrichtigung für die Landtagswahl in Niedersachsen. Bezüglich der Wahlbeteiligung habe ich so meine Befürchtungen.
Jeder hat eine andere Vorstellung davon, wo er sich in der Gesellschaft befindet. Gleichzeitig gibt es sehr unterschiedliche Vorstellung davon, wie wichtig andere Menschen, die Gesellschaft für uns eigentlich ist. Was das mit Politik zu tun hat? Sehr viel, eigentlich fast alles. Um es angelehnt an Star Wars und die mystische Macht zu erklären: Die Politik umgibt uns, sie durchdringt uns. Bis ins Private hinein haben wir mit Politik und dem, was sie an Spuren hinterlässt, zu tun.
Steuern, Ehe, Kinderrechte — das sind alles Ergebnisse politischen Handelns und politischer Entscheidungen. Für mich ist es daher essenziell, mich mit Politik auseinanderzusetzen, selbst wenn man nur den Diskurs täglich in der Zeitung verfolgt.
Beobachtete Politikverdrossenheit
Kommen wir aber zur Politikverdrossenheit, beziehungsweise dem, was ich dafür halte. Die Haltung „Die da oben, wir da unten.“ ist nicht besonders neu. Sie scheint mir aber nicht zu einer Demokratie, wie wir sie in Deutschland habe, zu passen. Jeder von uns hat die Möglichkeit, sich in den politischen Prozess einzubringen. Insbesondere in den sozialen Netzwerken wird jedoch immer von „den Politiker:innen“ gesprochen, die abgehoben nur an sich denken, sich sogar selber die Taschen vollstopfen würden. Man ist enttäuscht von dem, was die Politik leistet, wobei es von denselben Personen oft Erwartungen an die Politik gibt, die sich widersprechen.
Auf der einen Seite möchte man so wenige Steuern und Abgaben bezahle wie nur möglich und auf der anderen Seite erwartet man, dass der Staat alles finanziert — fragt sich dann halt nur wovon. Da irgendeine der Erwartungen auf diese Weise zwangsläufig enttäuscht wird, führt das zur Politikverdrossenheit. Am liebsten hätte man eine Status Quo, der größte Sicherheit und keinen wie auch immer geartete Veränderung garantiert.
Politikverdrossenheit ist meiner Meinung vor allem auch eine Politikerverdrossenheit. Man hat überzogene Erwartungen kombiniert mit einer falschen Vorstellung von dem, was Politiker so treiben. Oft liest und hört man, die würden viel zu viel verdienen. Ganz ehrlich, ich sehe das anders. Unser aktueller Bundeskanzler Olaf Scholz erhält ein Grundgehalt von 242.000 Euro jährlich. Zum Vergleich: VW-Chef Herbert Diess kam 2021 auf ein Jahresgehalt von über 10 Millionen Euro. Man kann über die Zahlen reden, an der einen oder anderen Stelle noch zusätzliche Zuwendungen dazu zählen. Im Kern aber ist es so, dass niemand in die Politik wegen des Geldes geht.
Macht es selber!
Wer sich politisch betätigt, macht das in der Regle (wie überall gibt es auch hier Ausnahmen), weil er sich in die Gesellschaft einbringen und etwas verändern möchte. Menschen im fortgeschrittenen Stadium der Politikverdrossenheit möchte ich gerne zurufen: Macht es doch selber! Wenn euch die Politik nicht passt, warum werdet ihr nicht Mitglied in einer Partei oder gründet eine Partei? Engagiert euch, statt nur zu meckern.
Mit der Politikverdrossenheit ist es nämlich eigentlich so. Selber ist man zu bequem, sich einzubringen und ist enttäuscht, wenn andere nicht genau so springen, wie man es erwartet.