Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Nicht jeder Verlierer besitzt die Fähigkeit zum Eingeständnis seiner Wahlniederlage. Die Realität wird Armin Laschet noch einholen.

Unfähig an der Urne

Deutschland hat seinen neuen Bundestag gewählt und noch sind viele Fragen offen. Noch während der laufenden Wahl gestern gab es für mich ein Thema, das auch von Wählerinnen und Wählern ins Wahllokal getragen wurde. Die Art und Weise, wie der Spitzenkandidat der CDU seinen Stimmzettel in die Urne geworfen hat. Genauer gesagt, wie der Stimmzettel von ihm gefaltet wurde.

Nicht nur als Wahlhelfer weiß man, dass die Stimmzettel so zu falten sind, dass das Wahlgeheimnis gewahrt bleibt. Wird er so gefaltet, dass die abgegebene Stimme sichtbar ist, muss der Wahlvorstand den Zettel zurückweisen. Leider hatte der Wahlvorstand in Aachen seinen Job nicht so genau genommen. Hier in Emden hätten wir auch einem Herrn Laschet noch mal einen neuen Stimmzettel ausgegeben.

Für das Verhalten von Laschet gibt es nur zwei mögliche Ursachen. Unfähigkeit oder aber ein bewusster Verstoß gegen das Wahlgeheimnis für ein schönes Pressefoto. In beiden Fällen disqualifiziert das Armin Laschet nicht nur als Bundeskanzler, sondern für jedes politische Amt.

Im Übrigen, in meinem Wahlbezirk waren alle 499 abgegeben Stimmzettel korrekt gefaltet.

Einsicht in die Wahlniederlage

Kommen wir aber mal zum vorläufigen Ergebnis der Bundestagswahl laut bundeswahlleiter.de. Es zeigt deutlich vor allem die Wahlniederlage einer Partei.

  • CDU 18,9 % (-7,9 %)
  • SPD 25,7 % (+5,2 %)
  • Grüne 14,8 % (+5,8 %)
  • FDP 11,5 % (+0,7 %)
  • CSU 5,2 % (-1,0 %)
  • Die Linke 4,9 % (-4,3 %)
  • AfD 10,3 % (-2,3 %)

Zusammen kommen CDU und CSU auf 24,1 Prozent und liegen damit hinter der SPD auf dem zweiten Platz. Historisch hat die CDU ihr schlechtestes Ergebnis überhaupt eingefahren. Angesichts dieser Wahlniederlage und dem Umstand, lediglich auf dem zweiten Platz gelandet zu sein, einen Führungsanspruch abzuleiten, ist schon merkwürdig. Das Verhalten von Armin Laschet gestern Abend wirkte daher wie das eines schlechten Verlierers. Trotz wie ein Kleinkind beharrte er darauf, eine Regierung unter seiner Führung bilden zu wollen. Ein Anspruch, den nicht mal alle in seiner Partei so sehen. Der CDU-Ministerpräsident von Sachsen, Michael Kretschmer, sagte, ihm erschließe sich aus dem Wahlergebnis kein Regierungsauftrag.

Gut auf den Punkt brachte das Olaf Scholz. Seiner Meinung sollten sich die Gewinner der Wahl über eine Regierungsbildung verständigen. Die Gewinner, das sind SPD, Grüne und FDP.

Bei der FDP gibt es zwar eine starke Präferenz für eine Regierung mit CDU und CSU, aber ausgeschlossen ist noch nichts. Christian Lindern von der FDP schlug gestern Abend sehr klug vor, dass sich zuerst Grüne und FDP untereinander verständigen.

Von Lindern kam aber noch eine andere, ziemlich zutreffende Aussage. Gestern Abend wären die Parteien der Mitte gestärkt worden, während die extremen Ränder verloren hätten. Anders als in anderen europäischen Ländern können sich hier zum Glück noch nicht extremistische Parteien wie die AfD durchsetzen.

Angesichts der ganzen Querdenker-Demos hatte man schon im Vorfeld die Befürchtung, die AfD würde mit einem deutlichen Stimmenzuwachs belohnt werden. Das war nicht der Fall, im Gegenteil. So gesehen hat gestern Abend in jedem Fall ganz Deutschland gewonnen.

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