Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Deutschland beendet gestern freiwillig seine Teilnahme am Superspreader-Event. Die Uefa reitet weiterhin auf der Corona-Welle.

Fußball statt Bildung

An manchen Tagen versuche ich die Pandemie zu verdrängen. Es gibt aber auch Tage, da könnte ich nur noch kotzen. Als es hieß, nach den Sommerferien würde an den Schulen in Deutschland der Unterricht maximal in Teilpräsenz stattfinden können, war der Unmut zurecht groß. Diesen Umut vermisse ich in Bezug auf das Verhalten der Uefa und die derzeitige Fußballeuropameisterschaft. Mir ist es unbegreiflich, wie man volle Stadien und geschlossen Schulen unter einen Hut bringen kann.

Während sich das Infektionsgeschehen in Schulen gut kontrollieren lässt, trifft das genau Gegenteil auf ein voll besetztes Fußballstadion zu. Die Uefa wollte und will Geisterspiele, also Fußball vor leeren Zuschauerrängen, vermeiden. Koste es, was es wolle, ist anscheinend die Devise. Städte, die im Vorfeld der EM keine Bereitschaft zeigten, sich auf diesen Teufelspakt einzulassen, wurde abgestraft. Sie wurde aus der Liste der Spielorte gestrichen.

Nicht erst seit der immens starken Ausbreitung der Delta-Variante dürfte klar sein, wie risikoreich die EM in der Form für das Infektionsgeschehen ist. Die mühevollen Anstrengungen, auch in Deutschland in den letzten Monaten, die Pandemie in den Griff zu bekommen, werden für ein bisschen Fußball auf Spiel gesetzt. Die Folgen werden im Herbst dann auch die Schülerinnen und Schüler auszubaden haben.

Wahnsinn schreibt sich Uefa

Leichtsinnig kann man das Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen England gestern im Wembley-Stadion nicht bezeichnen. Es ist absoluter Wahnsinn, 45.000 Zuschauer während einer Pandemie in dieses Stadion zu lassen. Darüber hinaus ist es definitiv das falsche Signal. Von uns wurde monatelang Enthaltsamkeit erwartet, Abstand und Rücksicht. Sinnvolle Maßnahme haben wir verinnerlicht. Wie um uns zu verhöhne, finden dann solche Veranstaltungen statt.

Die Uefa freilich sieht sich daran völlig unschuldig. Schließlich, so ihre Argumentation, obliege es den jeweiligen lokalen Behörden, sich um Hygienemaßnahmen und Zuschauer zu kümmern. Verschweigen wird allerdings dabei die bereits erwähne miese Erpressung durch die Uefa. Sie ist es, die Zuschauer im Stadion haben will.

Das nach den Spielen Hunderte von Zuschauern positiv auf Corona getestet wurden, wundert mich nicht. Alkohol, dicht gedrängte feierende Menschenmassen — genau das sind Superspreader-Events. Unter diesen absehbaren Rahmenbedingungen hätte die EM niemals stattfinden dürfen. Ich frage mich ehedem, wie Politiker und Regierung in Europa überhaupt auf die Idee gekommen sind, der Uefa so weitreichende Konzessionen zu machen. Das macht Angesicht zahlreiche mittelständischer Unternehmen und selbstständige Tätigen, denen durch die Pandemie-Auflagen die Luft abschnürt wurde, fassungslos.

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