Aldi nimmt den Deutschen ihr Billigfleisch weg. Als Partei würde der Discounter im Herbst bei der Bundestagswahl abgewählt werden.
Discountfleisch als Lüge
Fleisch zum Schnäppchenpreis sollte uns eigentlich grundsätzlich misstrauisch machen. Wer allerdings daran glaubt, hochwertiges Fleisch würde durch einen philanthropisch eingestellten Konzern günstig unters Volk gebracht, darf gerne weiter träumen. Nur wer die letzten Jahre hinterm Mond gelebt hat, wird nicht wissen, unter welchen Bedingungen unser täglich Fleisch produziert wird. Wobei schon die Bezeichnung „produziert“ euphemistisch ist. Man vergisst nämlich dadurch nebenbei, dass die Tötung eines Lebewesens erforderlich ist, damit der kleine Max an der Wursttheke seine Scheibe Fleischwurst bekommt.
Discountfleisch ist insofern eine Lüge, weil immer an einer Stelle jemand den Preis zahlt. Sei es der Konsument auch qualitativ minderwertiges Fleisch mit fragwürdigen Zusätzen, die unter katastrophalen Bedingungen gehalten Tiere oder mittelständische Bauern, die am Rande der Existenznot navigieren. Wer billig kauft, nimmt billigend das Leid anderer in Kauf. Die Arbeitsbedingungen in den großen Schlachthöfen haben wir an dieser Stelle noch nicht erwähnt. Auch sie sind Ergebnis von Billigfleisch.
Ein gutes Geschäft machen in der Regel die Hersteller und auch Discounter wie Aldi, die gerne mit Lockangeboten um die Ecke kommen und das Billigfleisch noch günstiger verkaufen.
Schluss mit Billigfleisch
Was sich die Grünen Wählerstimmen kosten würde, traut sich jetzt Aldi. Der Discounter will weg vom Billigfleisch. So soll es ab 2030 nur noch Frischfleisch der Haltungsstufen 3 und 4 bei ihm geben. Was das in etwa heißt, findet man aber der Website des Sigels. Für Schweine gibt es zum Beispiel bei Haltungsform 3 ganze 1,05m² pro Tier. Besonders viel ist das nicht, jeder kann selber die Probe aufs Exempel machen und für sich mal so viel Platz abstecken. Immerhin, auch etwas organisches Beschäftigungsmaterial wird ihnen gegönnt.
Das angebliche Ende vom Billigfleisch wird das Tierwohl leicht positiv beeinflussen, mehr nicht. Für Aldi selber wird es wohl mehr um einen Ausstieg aus dem ständigen Wettkampf um die billigsten Koteletts gehen als ernsthaft um besser Haltungsbedingungen. Klar ist auf jeden Fall, dass der Discounter seine Mitbewerber dadurch unter Druck setzt. Verlieren kann er hier wenig, nur gewinnen.
Am anderen Ende der Kette sieht es jedoch anders aus. Ein Paradigmenwechsel erfordert weitreichende Umbaumaßnahmen in den Ställen. Die finanzieren die Landwirte erst mal selber und tragen dafür auch das Risiko. Ob sich das dann am Ende für sie rechnet, haben wir als Konsumenten in der Hand. Noch ist nämlich unklar, ob die Mehrheit der Bevölkerung die Abkehr vom Billigfleisch mit offenen Armen empfangen wird. Wenn am Ende die Discounter wieder mit den Preisen runter gehen müssen, verlieren auf jeden Fall die Landwirte.