Die Audio-Plattform Clubhouse löst derzeit einen enormen Hype aus. Dabei bedeutet Exklusivität auch immer Ausgrenzung für andere.
Du gehörst nicht dazu
Bis vor einer Woche wusste ich von der App Clubhouse rein gar nichts. Mittlerweile sind die Berichte dafür schon inflationär, was eigentlich im Widerspruch zum Prinzip der Exklusivität steht. Aber was weiß ich schon, denn wie für viele andere heißt es in Bezug auf Clubhouse: „Ey du kommst hier net rein.“
Nur wenn man jemanden kennt, der schon drin ist und einen einlädt — bei näherer Beschäftigung lege ich allerdings keinen gesteigerten Wert darauf, rein zu kommen. Dafür gibt es ein paar pragmatische Gründe, aber auch grundsätzliche Dinge, die mir aufstoßen.
Fangen wir an mit den pragmatischen Gründen. Mein Tag hat nach wie vor nur 24 Stunden. Zeit ist kostbar, bereits jetzt kann ich nicht alles mitnehmen, was mich interessiert. Zum Beispiel schau ich nur noch sehr sporadisch bei Twitter vorbei. Es mangelt hier nicht an Interesse, sondern eben an Zeit. Im Übrigen stellt man bei Verzicht fest, wie viele Zeitfresser einen eigentlich umgeben. Twitter, Facebook, diverse Kurznachrichtendienste, Instagram, YouTube — das alles zu konsumieren, ist schon schwer. Viele der Plattformen leben zudem vom Mitmachen, also benötigen noch mehr von der eigenen Zeit. So was wie Podcast auf Steroide brauch ich dann wirklich nicht.
Antidemokratisches Clubhouse
Zugegeben, die Zwischenüberschrift ist deutlich zu hoch gegriffen. Allerdings sollte man sich bei Clubhouse schon ein paar Gedanken als Nutzer so wie als Nicht-Nutzer machen. Nehmen wir mal das Thema Datenschutz. Apps, die Zugriff auf mein Adressbuch haben, lösen bei mir schon mal Unbehagen aus. Wenn dann ein US-amerikanischer Betreiber Inhalte auf seinem Server zur späteren Verwendung speichert, ist da auch eher weniger komisch.
Künstliche Verknappung durch das Vorgaukeln einer Exklusivität ist auch eine zweifelhafte Form des Marketings. Warum sich Politiker wie Bodo Ramelow darauf einlassen, ist ziemlich merkwürdig. Ja, der Ramelow. Bedenklich finde ich nicht, dass er während wichtiger Konferenzen CandyCrush spielt oder sich leicht abfällig über die Bundeskanzlerin (Merkelchen) äußert. Bedenklich ist, dass jemand von der Linkspartei (wo für steht die noch mal?) auf so eine exklusive Plattform wagt. Eine Plattform, die weite Teile der Gesellschaft außen vor lässt.
Die öffentliche Nichtöffentlichkeit bei Clubhouse ist ein echtes Problem. Wenn Lieschen Müller und Ernst Aurich unter sich bleiben wollen, kein Thema. Aber Politiker sollten sich entweder öffentlich zugänglich für alle äußern oder aber einen tatsächlich rein privaten Plausch führen.
Soziale Netze sind nämlich in Wirklichkeit private Plattformen, über deren Zugang dazu Firmen und Konzerne entscheiden. Und zwar nach Kriterien, die sie selber definieren und ihren Interessen dienen. Mit Demokratie hat das nichts zu tun.