Sorgen über den ökologischen Fußabdruck passen nicht zu Teilnahme an einer Kreuzfahrt. Selbst wenn diese für Brettspieler ist.
Luxus versus reale Probleme
Im Prinzip sind Diskussionen über eine Kreuzfahrt für Brettspieler aufgrund der aktuellen Situation mindestens ein Luxusproblem. In einschlägigen Kreisen hat das Thema jedoch „hohe Wellen“ geschlagen. Dabei ist es unerheblich, ob es unter dem Label Kreuzfahrt oder nunmehr Fährreise vermarktet wird.
Solange wir uns noch im Klammergriff von Corona befinden, ist eine Kreuzfahrt für Brettspieler eher ein hypothetisches Szenario. Veranstaltungen, in welcher Form auch immer, werden über dieses Jahr hinaus noch lange unter anderen Bedingungen stattfinden.
Für Veranstalter aller Art ist das eine zunehmend schwierige Situation. Mancherorts geht es ums nackte Überleben. So viel erstmal grundsätzlich. Als Disclaimer sollte ich zudem hinzufügen, dass mir persönlich in den vergangene Monaten Hunter & Cron unsympathisch geworden sind. Zu einem auf Grund ihres Geschäftsgebarens — was aber jeder für sich selber bewerten muss.
Der wohl größte Punkt an dem ich mich bei den beiden stoße, betrifft ihr „Kerngeschäft“. Mal ehrlich, ich habe weder Zeit noch Lust, mir Videos von fünfzig Minuten oder länger anzusehen, nur für eine subjektive Meinung über ein Spiel. Da lese ich lieber die Regeln oder aber schau mir Videos an, bei denen die Rezensenten in der Lage sind, in fünfzehn Minuten alles auf den Punkt zu bringen. Aber auch ist eine ganz persönlich Meinung.
Kommen wir also zur Kreuzfahrt.
Fremdschämen ohne Kreuzfahrt
Wie bereits erwähnt, jeder muss sehen, wo er bleibt. Wenn durch Corona Geschäftszweige wegbrechen, macht man sich auf die Suche nach Alternativen. Manche sind gut, andere besser als das, was man vorher hatte und andere wiederum sind Schnapsideen.
Für grundsätzlich verkehrt halte ich die Idee einer Kreuzfahrt für Brettspieler nicht. Eine große Anzahl an Brettspieler sah das wohl aber anders. Leider ist es Unart, Meinungsverschiedenheiten nicht sachlich diskutieren zu können. Ob es sich bei dem Schiff um ein Fährschiff handelt oder für die Kreuzfahrt gecharterter würde, fällt für mich wenig ins Gewicht.
Über eine Teilnahme entscheidet jeder für sich selber. Jeder für sich bedeutet den Verzicht auf eine Meinungsdiktatur und das Miesmachen so einer Veranstaltung für andere. Klar gibt es ökologisch vertretbarere Alternative zu einer Kreuzfahrt.
Der Verzicht auf so eine Veranstaltung kompensiert jedoch nicht das tägliche Fehlverhalten an anderer Stelle. Wie war das noch mal mit dem ersten Stein? Sich über die Reiseveranstaltung auslassen, aber Brettspiele aus China kaufen (und das sind mittlerweile der größte Teil der Kickstarter) passt nicht zusammen. Wir reden nicht nur vom ökologischen Fußabdruck, sondern auch von etwa den Produktionsbedingungen von China. Machen wir uns zudem nichts vor, das Land ist eine Diktatur. Nur so mal am Rande erwähnt.
Leben und leben lassen
Noch mal, unterschiedliche Meinung sind richtig und wichtig. Zwei Dinge stoßen mir auf, wenn ich mit dem neusten Video dazu von Hunter & Cron ansehe und die Kommentare dazu (und an anderer Stelle) zu Gemüte führe.
Es wird zunehmen nur noch in Gut oder Böse, Schwarz oder Weiß aufgeteilt. Es werden immer neue Tabus eingeführt. Es entsteht eine Kultur des Verzichts und der Selbstbeschränkung. Ja, wir haben keine zweite Erde irgendwo in der Tasche. Es ist auch richtig, unser Verhalten zu hinterfragen. Dabei gibt es aber keine einfachen Lösungen. Der Verzicht auf eine Kreuzfahrt für Brettspieler löst objektiv betracht zu 100 Prozent keines der aktuell dringenden Probleme.
Brettspielwandern im Harz ist sicher nachhaltiger, würde vermutlich aber eher weniger Teilnehmer ansprechen. Abgesehen davon, wer tagsüber ordentlich wandert, wird abends für anspruchsvolle Brettspiele eher weniger zu begeistern sein.