Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Unter der Rubrik Erziehungsmethoden aus der Steinzeit findet sich auch der Eintrag zum Thema Stubenarrest. Quasi ein Lockdown vor Erfindung des Lockdowns.

Unter Hausarrest

Im Film „Kevin – Allein in New York“ gibt es einen „Gastauftritt“ von Donald Trump. Eine Drehgenehmigung für das Plaza Hotel in New York wurde von ihm als Besitze nur unter der Auflage erteilt, im Film mitspielen zu dürfen. Jetzt gibt es Gerüchte, er sei aufgrund der neusten Vorwürfe aus dem Film herausgeschnitten worden. Aber dazu später mehr, zuerst zum Stubenarrest oder Hausarrest. Beide Begriffe bezeichnen im Grund ein und dasselbe. Eine Form der Bestrafung, bei der man jemanden von seinen sozialen Kontakten abschneidet. Das hört sich ein wenig nach Lockdown an, stammt aber aus einer Zeit vor der Pandemie. Persönlich kenne ich Stubenarrest aus meiner Kindheit.

Ehrlich gesagt hatte ich diese Form der Bestrafung mehr denn je für barbarisch. Kinder sozial zu isolieren, ihnen jeglichen Umgang außerhalb der Schule zu verbieten ist auch kein geeignetes Mittel der Erziehung.

Keine Kontakte mehr, das gilt auch für den digitalen Stubenarrest. In dem Fall beträfe es die Unterbindung der Zugänge zu den Kommunikationskanälen, etwa durch die Sperrung des Facebook und Twitter Accounts. Diese Form des Stubenarrestes ist aber genau so problematisch wie die „klassische“ Version.

Kein Stubenarrest für Trump

Sowohl Facebook als auch Twitter haben die Konsequenzen aus dem Verhalten von noch US-Präsident Trump gezogen. Die Konzerne sehen in verantwortlich für die Stürmung des Kapitols. Seine Aktivitäten in den sozialen Medien hätten Hass und Gewalt seiner Anhänger angestachelt. An den Tatsachen wird wohl kaum eine zweifeln. Wohl aber an den Konsequenzen. Die Sperrung der Accounts von Trump, dieser digitale Stubenarrest sollte uns alle aufhorchen lassen.

Nicht das mir Trump in irgendeiner Weise leidtut. Noch ist er US-Präsident. Und selbst nach seiner Amtszeit wäre die Sperrung seiner Accounts problematisch. Wir sollten uns diesbezüglich vor Augen führen, was genau das für ein Vorgang ist. Es gab hier keine Anklage vor einem Gericht, kein offizielles Verfahren. Nein, es haben zwei global agierende Konzerne entschieden, die Accounts zu sperren. Die Gründe dafür sind an dieser Stelle völlig unerheblich.

Zudem: Wenn die Konzerne so mächtig sind, selbst Accounts eines US-Präsidenten zu sperren, der über weit aus mehr Macht verfügt als die durchschnittlichen Nutzer, dann bleibt genau diesen nur die Ohnmacht über. Würde etwa von heute auf morgen mein Account gesperrt, kann ich mich nicht dagegen zu Wehr setzen. Die einzige Instanz, an die ich mich wenden könnte, ist genau jener Konzern, der den Account gesperrt oder sogar gelöscht hat.

Twitter und Facebook entziehen sich einer neutralen Kontrolle, was uns zur Hilflosigkeit verdammt.

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