Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Vor ihm auf dem Schreibtisch lag ein ungeöffneter Umschlag. Peter Breuer kannte die Zusammenhänge. Der Umschlag sollte für ihn sein. Oder zumindest so wirken.

Jeder konnte auf den ersten Blick Rückschlüsse auf den Inhalt ziehen. Angewidert stupste Breuer den Umschlag mit einem Lineal an. Der Inhalt wiederum ermöglichte Rückschlüsse auf die Moral des Empfängers. Dabei hielt sich Breuer selber für nicht käuflich.

Den Umschlag interessierte es nicht. Er lag dort, wo er von wem auch immer platziert worden war. Bereit, seine Bestimmung zu erfüllen. Die bestand in erster Linie darin, Peter Breuer den Boden unter den Füßen weg zu ziehen. Bisher mit ziemlichen Erfolg. Breuer schloss die Augen und wünschte sich den Umschlag samt Inhalt weg.

Es half leider nicht. Jeden Moment konnte zudem ein Kollege von Breuer in sein Büro kommen. Wobei Breuer nicht wusste, ob vor ihm nicht bereits jemand das Büro betreten hatte. Zumindest einer musste es getan haben, denn ansonsten läge der Umschlag nicht auf dem Tisch. Aus seinem Rucksack holte Breuer den Stadtanzeiger und warf ihn auf den Umschlag. So viel der Umschlag erstmal nicht auf.

Kurz aber kraftvoll klopfte es, bevor Kollege Tim Busch forsch wie immer die Tür einfach aufriss.

„Na Breuer, auch schon wieder wach?“ Busch erblickte die Stadtanzeiger auf dem Schreibtisch. „Den leih ich mir mal aus.“

Ohne eine Antwort abzuwarten, griff er sich die Zeitung. Die Erklärung von Breuer hörte er schon nicht mehr. Das Pfeifen von Busch auf dem Flur wurde mit zunehmender Distanz zum Büro von Breuer schwächer. Vor Breuer auf dem Schreibtisch lag kein Umschlag mehr.

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