Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Einheimische Nachbarschaft

Anders als Familie kann man sich Nachbarn zum Teil selber aussuchen. Auch sind Trennung durchaus und selbst mit dem Segen der katholischen Kirche möglich.

Eine Spezies ohne besondere Artenschutz sind sogenannte Einheimische. Durch einen Umzug und gutem Willen wird man selten selber einer.

Gelebte Nachbarschaft

In der Süddeutschen Zeitung für dieses Wochenende gibt es einen Artikel mit dem Titel „Alles in Ordnung da drüben? “. Darin geht es um eines der Lieblingsthemen der Deutschen: Nachbarschaft. Während der Pandemie, so schreibt Titus Arnu, hätte man seine Nachbarn neu kennengelernt. Sowohl im Positiven als auch im Negativen. Das kann ich ziemlich dick unterstreichen. Auch wir waren überrascht, welche Seiten während des Lockdowns bei unseren Nachbarn zum Vorschein kamen.

Überrascht bin ich allerdings auch von der zumindest von mir empfundenen Oberflächlichkeit des Artikels. Arnu schreibt nicht nur über gelebte Solidarität, sondern auch über Nachbarn, die anonym andere anschwärzen. Dabei ist der Journalist sehr schnell beim hysterisch aufgeladenen Begriff „Blockwart“. Meiner Meinung nach macht Arno es sich hier zu einfach. Insbesondere dann, wenn klar wurde, welcher der Nachbarn dort warum Anzeige erstattet hat.

Entzündet hat sich das beispielsweise in einem Fall an Kinder aus mehreren Familien, die miteinander gespielt haben. Was phasenweise ja definitiv aus gutem Grund untersagt war. Man kann einerseits über übermäßige soziale Kontrolle schreiben. Oder über eine Portion Gelassenheit im Umgang. Entspannung tut schließlich allen gut.

Es wäre aber auch möglich, auch wenn das vielleicht von Journalisten etwas zu viel verlangt ist, die andere Seite zu betrachten. Mal mit denen sprechen, die eine ganze Reihe von Vorfällen zur Anzeige gebracht haben.

Gelebte Nachbarschaft in Köln

Gelebte Nachbarschaft in Köln

Befragung Einheimischer

Weder meine Frau noch ich habe jemand angezeigt, obwohl wir wirklich extrem angefressen waren und auch noch sind. Das Verhalten so mancher Nachbarn ist extrem grenzwertig — nein, sogar schon darüber. Wenn man sich selber an die Regeln hält, möglicherweise sogar zu einer Risikogruppe gehört und dann von Nachbarn umgeben sind, die keine Regeln kennen, ist Gelassenheit zu viel verlangt.

Menschen dann als „selbst ernannte Hilfspolizei“ zu schmähen, die möglicherweise in ihrer Not sich nicht anders zu helfen wissen, ist schäbig und billig. Im Artikel scheint durch, dass sich Probleme mit Nachbarn nicht durch Umzug lösen lassen. Das sehe ich definitiv anders. Und damit sind wir dann wieder beim Thema dieses Sommers.

Einheimische sind meine Frau und ich in Köln nie geworden. Mir ist auch mittlerweile egal, wie lange man den Stempel „Imi“ trägt und ob Einheimische nur die sind, welche in einem Kölner Krankenhaus geboren wurde — nebenbei gesagt, so was geht ein wenig Richtung Blut und Boden. Köln hat sich ja hoffentlich bald für uns erledigt.

Davor steht aber noch die Wohnungssuche. Die ist aus der Ferne nicht einfach. Mitunter stellt man dann fest, wie wichtig es wäre, Einheimische zu fragen. Insbesondere was bestimmte Lagen angeht.

Wohnung Spätlese

Bei einem unseren Favoriten kamen wir leider nicht zum Zug. Zu viele Mitbewerber um die Wohnung. Was in Emden im Übrigen bedeutet, es gab noch zwei weitere Interessen vor uns — Kölner können bei so was nur herzlich lachen. Gestern habe ich dann erfahren, dass die Wohnung am Neuen Delft zwar auf den Fotos total schön aussieht, aber einen fetten Fehler hat. Man muss halt Einheimische fragen, um mehr zu erfahren.

Die gesamten Häuser „Neuer Delft“— Wohnen am Wasser liegen in deutlicher Hörweite zum Schienenverkehr. Wenn man den Punkt auf der Karte, auf den ich bis gestern neidisch gestarrt habe, etwas verschiebt, sieht man fette Gleisanlagen. Laut ortskundiger Einheimischer kann man bei offenen Fenstern nicht telefonieren, wenn dort Züge vorbei fahren. Da es die Hauptverbindung in Emden ist, passiert das auch relativ regelmäßig.

Wir hoffen daher auf unsere zweite Wahl, die jetzt zur ersten Wahl wurde. Keine 10 Minuten von der Schule entfernt, ruhige Lage und Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe. Es bleibt spannend.

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