Mit Applaus am Abend wurden in den vergangen Tagen auch in Deutschland den Helfern in der Corona-Krise gedankt. Klatschen kostet schließlich nichts.
Ausdruck von Anerkennung
Das Klatschen für die Helden und Helfer in der Corona-Krise soll Ausdruck von Anerkennung sein. Menschen überall in Deutschland standen abends auf dem Balkon oder vor offenem Fenster und spendeten Applaus. Auch hier in der autofreien Siedlung. Gut gefallen am Klatschen hat mir der Umstand, dass die Menschen in ihren eigenen Wohnungen geblieben sind. Über den Rest kann man durchaus diskutieren.
Wir sollten uns einfach mal in Erinnerung rufen, was die Pflegerinnen und Pfleger im Krankenhaus an Lohn erhalten. Oder die Kassiererinnen und Kassierer im Supermarkt an der Kasse. Es gibt in diesen Zeiten eine ganze Reihe von Berufen, die für uns alle sehr, sehr wichtig sind. Die Paketzusteller, die uns versorgen. Die Müllabfuhr, die dafür sorgt, dass wir trotz Pandemie nicht im eigenen Abfall ersticken.
Klatschen ist ja ganz nett, aber viele dieser Menschen in den Berufsgruppen würde sich auch über andere Formen der Solidarität freuen. Gemeinsames demonstrieren beim nächsten Arbeitskampf für bessere Entlohnung, zum Beispiel.
Ein gutes Gesundheitssystem kostet. Es ist auch ganz wichtig, dass bei den Menschen, die täglich andere Menschen betreuen, die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung an die Bedeutung des Berufes angepasst werden. Klatschen allein reicht nicht aus. Damit kann man weder seine Miete zahlen noch sein Lebensunterhalt bestreiten.
Statt Klatschen eintreten
Statt zu klatschen, sollten wir eintreten für mehr soziale Gerechtigkeit. Dazu gehört auch gleiches Geld für gleiche Tätigkeiten, unabhängig vom Geschlecht oder vom Status. Dass verbeamtete Lehrerinnen und Lehrer erheblich mehr erhalten als ihre Kolleginnen und Kollegen, die lediglich angestellt sind, ist auch ein Ding der Unmöglichkeit.
Eintreten sollte wir auch für ein besseres Bildungssystem. Gerade in Zeiten von Krisen zeigen sich eklatante Schwächen. Lehrerinnen und Lehrer sind angewiesen, online mit den Schülerinnen und Schüler zu kommunizieren, Arbeitsmaterialien bereitzustellen. Für digitales Lernen in solcher Form fehlt jedoch die passende Infrastruktur. Seit Dienstag kämpft meine Frau mit den Widrigkeiten, weil der die Schulcloud die billigste Infrastruktur verwendet wird. So gibt es etwa für die gesamte Schule mit über 1.000 Schülerinnen und Schüler online ganze 5 GB Speicherplatz. Ordentliches arbeiten ist größtenteils nicht möglich, weil der Server immer wieder unter der Belastung zusammenbricht. In besserer Hardware wurde nie investiert.
Wann immer die Corona-Krise auch vorbei sein wird, hoffe ich, dass wir eine ganze Reihe von Lernen aus dieser Zeit ziehen werden. Bereits ist erkennbar, wie viel wir dringend verändern müssen.