Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Seit heute gehört Großbritannien nicht mehr zur Europäischen Union. Dabei haben die Briten ihrem Premierminister eine Carte blanche ausgestellt.

Manchmal kommen sie wieder

Von Kult-Autor Stephen King stammt die Horror-Kurzgeschichte „Manchmal kommen sie wieder“. Drei untote Jugendliche wollen sich darin nach 27 Jahren an einem ihre damaligen Opfer rächen. Manchmal kommen sie wieder, das wäre auch ein Titel für die Rückkehr der Briten in die Europäische Union. Es wäre keine Horrorgeschichte, vermutlich eher das Ende des nun beginnenden Horrors. Noch ist nämlich nicht klar, was jetzt tatsächlich folgend wird. Bei den Neuwahlen im vergangenen September in Großbritannien haben die Wählerinnen und Wähler nicht nur den Torries und Boris Johnson eine satte Mehrheit im Unterhaus verschafft, sondern ihm auch eine Carte blanche für den Brexit ausgestellt.

Dieser wurde jetzt vollzogen, aber bis zum Ende des Jahres währt noch die Übergangsfrist. In dieser soll in den nächsten 11 Monaten ein Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Großbritannien erarbeitet werden. Dabei kann noch bis zum 30. Juni die am 31. Dezember endenden Übergangsfrist verlängert werden. Premierminister Boris Johnson hat eine Verlängerung kategorisch ausgeschlossen. Am Ende des Jahres gibt es entsprechen entweder einen harten Brexit oder einen Vertrag zwischen den Briten und der EU. Das Handelsabkommen ist für die Bürgerinnen und Bürger Großbritanniens wie ein Überraschungsei.

Carte blanche für Brexit-Verhandlungen

Geteilte Europäische Union

Brexit mit Carte blanche

Ursprünglich bezieht sich Carte blanche nicht auf das gleichnamige Travestie-Theater in Dresden, sonder auf eine uneingeschränkte Handlungsvollmacht. Der französisches Begriff lässt sich genau so wie „Blankoscheck“ verwenden. Das meint nichts anderes, als letztendlich eine Unterschrift auf einem leeren Blatt. Mit anderen Worten, die Wählerinnen und Wähler haben im Dezember ihrem Premierminister den Brexit unterschrieben, ohne zu wissen, was dieser überhaupt beinhaltet und welche Folgen es für sie haben wird.

Eine Carte blanch ist ein zweischneidiges Schwert. Wer die Verhandlungen führt, tut dies mit viel Beinfreiheit. Solche wünschen sich auch deutsche Politiker immer wieder gerne. Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die diese Freiheiten gewährt haben. Sie wissen selten genau, was sie bekommen und gehen somit ein nicht unerhebliches Risiko ein. Fährt Johnson alles vor die Wand, geht es auf Kosten aller Bürgerinnen und Bürger Großbritanniens. Besonders bitter ist dies für diejenigen, die sich gegen den Brexit ausgesprochen haben. Aber wie heißt es so treffend: „Mit gefangen, mit gehangen.“

Der Himmel hier über Köln ist wolkenverhangen mit Dauerregen. Als würde selbst das Wetter über den Brexit weinen. Oder aber, wie es jemand bei Facebook gepostet hat: Wenn schon Brexit, dann sollten die Briten zumindest auch ihr schlechtes Wette mitnehmen.

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