Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Der kölsche Klüngel ist eine traurige Berühmtheit und keine Erfindung eines Dsseldorfer. Das zeigt die Komödie „Der König von Köln„ sehr deutlich.

Mythos und Wahrheit

Was man als Zugezogener in Köln echt schnell lernt, ist der Unterschied zwischen Mythos und Wahrheit. Mythos ist etwa, das Kölsch eine eigenständige Sprache ist oder das gleichnamige Getränk ein schmackhaftes Bier. Beides dient dazu, eine selbst gewählte Isolation aufrechtzuerhalten. Denn so weltoffen, wie der Kölner behauptet, ist er ehrlich gesagt gar nicht. Am liebsten ist er unter seinesgleichen. Das hat gute Gründe, denn nur auf diese Weise lässt sich ungeniert mauscheln. Damit das erträglich wird und sich das Gewissen nicht meldet, gibt es Kölsch — das sogenannte Bier.

Kein Mythos hingegen ist der kölsche Klüngel — Filz würde man in anderen Region des Landes wohl sagen. Oder etwas philosophischer, „politischer Rückraum“.

Wie dem auch sei, dem Klüngel hat die Stadt eine Menge zu verdanken. Etwa eine überzogenen Miete für die Messehallen, die die Stadt zulasten des Steuerzahlers zu entrichten hat. Gleiches gilt für das Stadthaus, der Sitz der Stadtverwaltung Köln. Um diesen Bau dreht sich die ARD-Komödie „Der König von Köln“. Als Beispiel für eine Legion von sehr fragwürdigen Vorgängen in der Domstadt. Man kennt sich, man hilft sich — der König von Köln bringt es auf den Punkt.

Der König von Köln vor Ort

Spielplatz des Königs

Hinter dem König von Köln

Damit man die Komödie als solche auch erkennt, wurde einiges mit der Brechstange besorgt. Ständige dudelt einem in „Der König von Köln“ Karnevalsmusik um die Ohren. Als Zuschauer bekommt man einen Eindruck, warum solche Formen der Folter unter die Genfer-Konventionen fallen. Die Namensgebungen der handelnden Figuren, nun ja. Man macht das so mit der Zaunlatte, damit auch geistig weniger bemittelte Zuschauer verstehen, welche reale Personen hinter Josef Asch, Tom Middeldorf oder etwas Valerie Dickeschanz stecken.

Korruption als Klamauk. Das wäre eine Sichtweise von „Der König von Köln“. Eine andere folgt dem Ausspruch von Friedrich Dürrenmatt:

Uns kommt nur noch die Komödie bei.

Die Form der Komödie macht die Tatsachen, auf denen der Film zweifelsfrei beruht, erträglicher. Andernfalls würde man als Zuschauer zumindest mit einem gesunden Verständnis von anstand und Moral durchdrehen. Ein Mann vom Bau wickelt die Reichen um den Finger, entwirft Geschäftsmodell zulasten der Allgemeinheit — einfach weil er es kann.
Wir großartige die schauspielerischen Leistungen in „Der König von Köln“ eigentlich waren, wurde mir erst so richtig bei der gestern im Anschuss gezeigten Dokumentation „Der Milliarden-Maurer vom Rhein“ bewusst. Im Film hielt ich die Art, wie Judith Engel als Valerie Dickeschanz sprach, für übertrieben. In der Doku gab es dann einen Ausschnitt mit der echten Madeleine Schickedanz. Eine wirklich verblüffende Ähnlichkeit.

Nicht nur eingefleischten Köln-Hasser sollten sich auf jeden Fall „Der König von Köln“ anssehen.

Eine Antwort

  1. Bonjour,

    ich hatte mir auch beides angeschaut, und konnte nur immer wieder mit dem Kopf schütteln. Fassungslosigkeit wäre zu viel gesagt, irgendwann weiß man ja, wie der Hase in etwa läuft. Vor ein paar Wochen kam eine Doku über die Treuhand, wie diese sich in Ostdeutschland ausgetobt hatte.

    Von mir schon mal einen schönen vierten Advent morgen!

    Franziska

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