Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Deutschland ist ein Land mit Armut im Alter. Daran wird sich für viele Bürgerinnen und Bürger trotz Grundrente nichts ändern.

Lebenslanges Arbeiten

Die Große Koalition hat einen Kompromiss bei der von der SPD angestrebten Grundrente gefunden. Demnach sollen ärmere Renten bessergestellt werden, wenn sie länger als 35 Jahre gearbeitet habe, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Mir ist beim lesen der Schlagzeile heute Morgen etwas anders geworden. Meinen letzten Rentenbescheid habe ich erst vor wenigen Wochen bekommen. Auf den Punkt gebracht wäre eine Werbung für Dübel und Strick aus dem Baumarkt als Beilage nicht verkehrt gewesen. Rosig sieht die Rente bei mir definitiv nicht aus. Das hat natürlich Gründe — wobei ich mir sicher bin, mit meiner Biografie nicht alleine zu sein.

Es wird eine ganze Reihe Menschen geben, bei denen die Grundrente nicht greifen wird. Die also deshalb von Altersarmut bedroht sind oder sein könnten. Bei mir ist eine sogenannte Lücke im Lebenslauf, um vorsichtig zu formulieren. Auf harte Tour: Es ist das abgebrochene Studium. Mittlerweile wird ein Studium nicht mehr rentensteigernd angerechnet, unabhängig davon, ob man sein Studium abgeschlossen hat oder nicht.

Die Annahme beim Studium ist die, dass man dadurch hinter einen höheren Verdienst hat. Also entsprechend mehr in die Rentenkasse einzahlt und so die vorher fehlende Arbeitsjahre kompensiert. Daher dürften auch taxifahrende Diplombiologen ein Problem bekommen.

Steigt man erst Anfang 30 ins Berufsleben ein, wird es verdammt eng. Besonders wenn man eher durchschnittlich bis unterdurchschnittlich verdient und sich zudem keine private Altersversorgung leisten kann.

Altersarmut trotz Grundrente

Weg in die Altersarmut

Grundeinkommen statt Grundrente

Eine der Geburtsfehler der Grundrente ist, dass sie weder weitreichend genug ist, noch eine umfassende Lösung darstellt. Wie skizziert, werden bestimmte Biografien trotz Berufstätigkeit nicht bei der Grundrente berücksichtig. Besonders fatal wird es, wenn man zu viel für eine Aufstockung erhält, es aber trotzdem nicht für einen Lebensabend in Würde reicht.

Ebenso wenig erfasst sind natürlich die Menschen, die überhaupt nicht gearbeitet haben — wofür es auch eine ganze Reihe von Gründen gibt. Sie bekommen gar keine Rente, sondern auch aktuellem Stand Hartz IV. Wie gut man davon eben kann, dürfte mittlerweile bekannt sein. Ebenso bekannt sollte sein, wie fragil eigentlich das gesamte deutsche Rentensystem ist. Eine Pyramide auf sehr morschem Grund.

Statt einer Grundrente wäre die umfassendere Lösung aus meiner Sicht die Einführung eines Grundeinkommens, welches ein menschenwürdiges Leben in jedem Alter ermöglicht. Dafür gibt es aber nach wie vor keinen Konsens in der Politik, nicht mal innerhalb der SPD. Auch gesellschaftlich sind die Vorbehalte gegenüber einem Grundeinkommen extrem groß.

Die Grundrente bleibt als schwächster aller Ideen für die Zukunft der Gesellschaft daher nur Klientelpolitik der SPD.

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