Noch während seines Studiums verband Stephan mit dem Begriff „Call Center“ etwas unseriöses. Entweder wurde man von dort aus unaufgefordert anrufen oder man hing über Stunden in Warteschleifen fest, wenn man dringend eine Antwort brauchte. Erst nach seinem Studium lernte Stephan die Wahrheit kennen. Er bewarb sich selber in einer Dienstleistungsbranche, bei der es wie überall anders auch schwarze Schafe gab. Der größte Teil der Firmen arbeitete jedoch seriös im Hintergrund.
Bei einem der größten Betreiber von Call Centern fing Stephan als Administrator an. Fortan konnte er von sich behaupten, für die Deutsche Bahn zu arbeiten. In gewisser Hinsicht stimmte es sogar, auch wenn er mit Zügen nichts zu tun hatte. Zum Konzern gehörte ein Tochterunternehmen, welches deutschlandweit an mehreren Standorten Call Center betrieb. Stephan arbeitete in Hamm und war zusammen mit einem Kollegen für die Server der Telefonanlage zuständig. Seine Tätigkeit forderte ihn, ohne ihn jedoch zu überfordern. Die meiste Zeit bestand aus Routine im Schichtbetrieb. Der jedoch war nicht der Grund, warum ihn seine bisherige Freundin verlassen hatte.
Während des gemeinsamen Urlaubs an der Ostsee hatte sie ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben, was sie sich von ihm wünschte. Gegen eine Hochzeit gab es von Stephans Seite nichts einzuwenden. Ein gemeinsame Kind oder überhaupt Kinder kamen jedoch nicht in Frage. Zu sehr hielt Stephan die Angst gefangen, die Fehler seines Vaters zu wiederholen. Nie, so hatte sich Stephan geschworen, wollte er seine Hand gegen ein Kind erheben.