In Bezug auf seine Erziehung von Ungerechtigkeit zu sprechen, kam Stephan immer wie eine Untertreibung vor. Schon wäre Misshandlung wäre der richtige Begriff gewesen. Ob aus schlechter Laune oder Überforderung heraus, seine Eltern griffen immer auf drakonische Bestrafungen zurück. Jeder Fehltritt von Stephan führte dazu, dass man ihn physisch oder psychisch versuchte zu brechen.
An die normale Tracht Prügel gewöhnte er sich nie, stumpfte aber als Kind ab. Es tat immer noch weh, wenn sein Vater mit dem Holzlöffel auf seinen nackten Hinter drosch, aber die Schmerzen vergingen noch am selben Tag. Viel härter waren die Strafen, die Stephan auf andere Weise gefügig machen sollten.
Ziemlich gut erinnerte er sich noch daran, wie man ihn zum mehr Fleiß in der Schule erziehen wollte. Stephan war nachlässig bei den Hausaufgaben, in der Schule war er genau so ein Träumer wie zu Hause. Das machte sich bei Klassenarbeiten und auf dem Zeugnis bemerkbar. Statt nach den Ursachen zu schauen, wurde Stephan bestraft. Für die Eltern war das vermutlich auch leichter, obwohl es natürlich nicht zu dem gewünschten Ergebnis führte.
Obwohl die Versetzung nicht gefährdet war, nahm ihm sein Vater sämtliches Spielzeug ab. Es wurde in einem Zimmer verschlossen, damit sich Stephan ganz auf die Schule konzentrieren konnte. Vier Monate, bis zu den Sommerferien, währte diese Maßnahme. Die besseren Noten auf dem Zeugnis kamen dann aber eher durch die Zuwendung seiner Großeltern zustande.