Schlechte Arbeitsbedingungen halten die Verbraucherpreise niedrig. So soll es auch beim Unternehmen flaschenpost der Fall sein.
Skandal hinter Paywall
Ein Geständnis vorweg. Seit bald zwei Jahren sind meine Frau und ich Kunden bei flaschenpost. Das für uns, die wir in einer autofreien Siedlung leben, ganz pragmatische Gründe. Kisten schleppen wollen wir selber nicht, auch mit einem Lastenfahrrad wäre uns das zu umständlich. Vor allem dann, wenn einem eine Alternative angeboten wird. Zu Preisen fast wie im Supermarkt kommen die Getränke ohne Liefergebühren nach Hause.
Ein schönes Versprechen. Genutzt wird von uns der Lieferservice überwiegend für Bier. Wasser kommt bei uns schließlich rund um die Uhr in bester Qualität aus dem Hahn. Was die Preise angeht, muss man bei flaschenpost immer wieder vergleichen. So schwankt etwa bei Veltins der Preis zwischen 10,95 und 15,99 Euro. Bei anderen Sorten ist es zeitweise noch extremer gewesen. Insbesondere bei alkoholfreiem Bier wird ordentlich zugelangt.
Wie dem auch sei, es verdient wohl vor allem die Firma, weniger die Mitarbeiter. Über deren Arbeitsbedingungen brachte jetzt der Kölner Stadt-Anzeiger einen Artikel. Einen Hinweis dazu fand ich in der Facebook Gruppe der Kölner SPD. Als ich den Artikel lese wollte, gab es nur den Teaser gratis. Der Rest ist hinter einer Paywall. Für den Artikel wäre ich sogar bereit gewesen zu bezahlen. Einzeln kaufen geht aber nicht, man muss ein Abo abschließen. Nun denn, den KSTA kann ich auch gratis im Rahmen meiner Mitgliedschaft der Kölner Stadtbibliothek lesen. In der Printausgabe wurde dort am 26. Juli über flaschenpost berichtet.
Arbeitsbedingungen bei flaschenpost
Die günstigen Preise bei flaschenpost, heißt es im Artikel, sollen vor allem auf Kosten der Mitarbeiter gehen. Die müssten auch bei den Temperaturen der vergangenen Tage ohne Klimaanlage im Fahrzeug auskommen. Sofern das Fahrzeug jedoch über eine Klimaanlage verfüge, sei diese auch Manipulation unbenutzbar gemacht worden. Selbstverständlich im Interesse der Gesundheit der Mitarbeiter, damit diese sich nicht erkälten. Als netter Nebeneffekt ist das Fahrzeug dann günstiger unterwegs.
Mit dem Betriebsrat soll es auch nicht zum Besten stehen, dieser soll von oben bestimmt worden sein. Auch die Geschäftsform als europäische Aktiengesellschaft werfe Fragen auf, heißt es beim KSTA. Wobei, eigentlich nicht beim KSTA. Die Basis des Texts beim KSTA ist offensichtlich ein Artikel, der im Februar beim Spiegel erschien. Im selben Monat erschien auch ein Artikel online bei Gründerszene, wo kritisch über flaschenpost berichtet wurde.
Verstehen kann man die Vorgehensweise beim Kölner Stadt-Anzeiger, wenn man sich näher mit den Arbeitsbedingungen woanders beschäftig, nämlich mit denen bei DuMont.
Zurück zur Kritik am Getränkelieferdienst. Wer das System Flaschenpost nicht unterstützen und trotzdem auf Bequemlichkeit nicht verzichten will, greif zu Durst. Die Durststrecke GmbH arbeitet mit lokalen Getränkelieferanten zusammen.