Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Hinter schön klingenden Werbeversprechen wie „mit dem Besten aus 1/3 Liter entrahmter Milch“ stecken kalkulierte Verbrauchertäuschungen.

NDR Markt

Meine Frau und ich habe eine besondere Vorliebe für Dokumentationen und Reportagen. Diese sind nicht nur in den öffentlich-rechtlichen Mediatheken vorrätig, sondern auch in großer Anzahl bei YouTube zu finden. Man kann Tage damit verbringen, sich schlauer zu sehen — was wir vergangenen Woche bei den Temperaturen draußen entsprechend auch gemacht haben. Bildungsfernsehen entschuldigt das faul auf dem Sofa Abhängen.

Gelernt haben wir eine ganze Menge, etwa über die deutschen Döner. Zu wissen, was wir da eigentlich essen, haben wir in diesem Fall einer Reportage des SWR zu verdanken. Uns beiden ist der Appetit auf Döner gründlich vergangen. Nicht nur wegen eines Gammelfleisch-Restrisikos, sondern wegen der ganz normal legalen Zutaten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit bekommt man nämlich einen Döner Kebab, der aus Hackfleisch hergestellt wurde — unter Zusatz von Aromastoffen, Wasser und Phosphat. Letzteres dient in vielen Lebensmittel dazu, Wasser zu binden, welches hochwertige Zutaten ersetzt. Künstlich zugesetztes Phosphat führt unter anderem zu einem deutlich höheren Risiko von Leberschäden. Die Sache mit den Dönern ist aber nur eine der Verbrauchertäuschungen. Eine ganze Reihe von interessanten Beiträgen und um Lebensmittel gibt es bei NDR Markt. Im Übrigen hervorragend moderiert von Jo Hiller.

Verbrauchertäuschungen in den Sand geschrieben

Verbrauchertäuschungen in den Sand geschrieben

Fast mafiöse Verbrauchertäuschungen

Ein sehr krasses Beispiel für Verbrauchertäuschungen deckte SWR Marktcheck beim Olivenöl auf. Der Beitrag ist absolut sehenswert. Man erfährt einiges über gängige, legale Tricks. Die durchschnittliche Produktion in Italien liegt bei 395.000 Tonnen Olivenöl. Der Eigenverbrauch in Italien liegt allerdings bei 610.000 Tonnen Olivenöl. Exportiert werden laut SWR 219.000 Tonnen. Es ist schon fast mafiös, wobei wir uns auch gerne vom Etikett täuschen lauschen und weniger auf die Zutatenliste achten.

Extrem krass ist der Eigenversuch vom SWR, ein nach den Richtlinien der EU zulässiges Olivenöl herzustellen aus überwiegend billigem Lampantöl — bis hin zu einem eigenen Etikett und einer fertig aussenden Flasche.

Sommerzeit ist auch die Hochsaison für Eis. Aber auch hier lauern Verbrauchertäuschungen, wie der NDR in diesem Monat berichtete. Egal ob aus dem Supermarkt oder einer Eisdiele, man kann nie sicher sein, ob man wirklich Erdbeereis aus ausschließlich Erdbeeren bekommt. In vielen Fällen müsste es korrekt „Eis mit Erdbeergeschmack“ heißen.

Gerne setzen Hersteller nicht nur Aromastoffe ein, sondern ersetzen auch hochwertige Zutaten durch billig. So wird dann Eis nicht aus Milch, sondern entrahmter Milch gemacht. Das beutet nichts anders, als die Entfernung des Milchrahms. Dieser wird dann durch billiges Palmfett ersetzt. Volumen kann man auch wunderbar durch die Zuführung von Sauerstoff erzeugen. Dem Verbrauch verkauft man dann das Eis als „besonders cremig„.

Bei den ganzen Verbrauchertäuschungen ist es entsetzlich, dass man als Laie oft keine Chance hat, die Produkte zu unterscheiden. Daran wird sich auch nichts ändern, denn die Täuschungen erfolgen allesamt ganz legal.

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