Mit dem leicht überlegenen Lächeln bei der Erwähnung von Oldies sollte man grundsätzlich vorsichtig sein. Oft schlagen die Alten die Jüngeren um Längen.
Von Menschen und Meeplen
Wenn es nachfolgend um Oldies geht, sind Brettspiele und nicht Menschen gemeint. Wobei die Aussage in der Einleitung auch bewusst anders gelesen werden kann. Wie dem auch sei, zu Hause kommen seit einige Tagen Oldies auf den Tisch. Es wird kritisch gespielt, um im Regal Platz für Neues zu machen. Dabei treten erstaunliche Erkenntnisse zutage. Selbstverständlich wäre eine Aussage wie „Früher war alles besser“ an dieser Stelle fehl am Platz. Gerade bei Brettspielen ist eine solche Verallgemeinerung nicht haltbar. So war Monopoly etwa noch nie gut, geschweige denn „besser„.
Hinzu kommt, dass Brettspiele in den letzten Jahren und Jahrzehnten eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht haben. Wenn man wie ich seit 30 Jahren sammelt, kann man das auch gerade anhand der eigenen Sammlung recht gut feststellen.
Die allgemeine kulturelle und technische Entwicklung etwa macht sich auch bei Brettspielen bemerkbar. Neue Druckverfahren, individuelle Gussformen aber auch qualitative Mängel, weil in anderen Ländern produziert wird — all das zeigt sich immer wieder bei einer Betrachtung. Dabei sagt das noch nichts über die spielerische Qualität eines Titels aus.
Spielwert von Oldies
Mir sind eine ganze Reihe Spiele aus meiner Sammlung in die Hände gefallen, die bald ausziehen werden. Sie sind zum Teil unspielbar, einige davon waren es bereits im Erscheinungsjahr, ohne das es aufgefallen war. Gestern etwa hatten wir „Hecht im Karpfenteich“ auf dem Tisch. Immerhin ausgezeichnet mit dem spielbox-Preis 1990. Meine Frau und ich fanden es katastrophal. Gegen Spielende hatten wir sogar noch Aktionen über, die wir verfallen ließen, weil sie keine Punkte mehr brachten.
Andere Oldies dagegen können rundum überzeugen, etwa „Modern Art“ oder „Bausack“, die am Freitag in einer Vierer-Besetzung auf den Tisch kamen. Beides Titel, die nicht nur interaktiv sind, sondern bei denen auch viel gelacht wurde.
Das traf bei Chimera-Station nicht so zu, aber der Titel ist kein Oldie, sondern noch vergleichsweise frisch. Hier zeigt sich jedoch ganz gut, welche Folgen Designentscheidungen haben können. Während die Euro-Ausgabe mit Symbolen arbeitet, deren Bedeutung man immer wieder nachlesen muss, gibt es bei der US-Version Text. Einen sehr guten Vergleich zeigt ein Promo-Plättchen.
Aufgefallen ist uns, dass der Spielwert nicht an besonders toller Ausstattung hängt, sondern vor allem an einer guten Idee und einem soliden Mechanismus. So konnten uns gestern sowohl Airlines als auch Showmanager bereits im ersten Durchlauf überzeugen. Beim ansprechend gestalteten Taluva sind wir uns noch nicht sicher, denn „nett“ ist eher ein Killerkriterium.