Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Brettspiele sind und waren die meiste Zeit über noch nie Kinderkram. Auf so eine Idee zu kommen, zeigt große Unverständnis zum Forschungsgegenstand.

Flach recherchiert

Noch bis zum Sonntag findet in Nürnberg die Spielwarenmesse statt (eine Messe nur für Fachpublikum). Am Fahrwasser der Messe erscheinen jetzt in den Medien Artikel zum Thema Spielzeug, Spielwaren, Brettspiel und ähnliches. So berichtete etwa die Süddeutsche Zeitung vor drei Tagen über „Trends im Kinderzimmer“ über die zunehmende Digitalisierung des Spielzeugs. Von Brettspielen war allerdings wenig die Rede, auch nicht in der Printausgabe, wo man von schwierigen Zeiten für Umsatz und Fachhandel sprach.

In eine ganz andere Kerbe schlägt das Interview im Deutschlandfunk mit dem so genannten Experten für Ludologie. Beim Artikel dazu, „Spielen ist nicht mehr nur Kinderkram“, sträuben sich beim mir die Nackenhaare. Spielen ist und war nie nur Kinderkram, wohl aber die Verwendung eines Stockfotos mit Jenga in einem Artikel über Spiel für Erwachsene. Für mich ist allein das schon ein Fauxpas. Richtig ist vermutlich allein der Hinweis, dass die Brettspiele-Branche seit Jahren „wachse und gedeihe“.

Kinderkram Schneelok

Kinderkram Schneelok

Brettspiele sind kein Kinderkram

Aussagen wie die, dass sich Erwachsene zum Brettspielen treffen um dann, „wie früher in der Kindheit zu spielen“ sorgen bei mir ganz ehrlich für Brechreiz. Es zeigt mir große Unkenntnis von der Welt der Brettspiele. Es gipfelt dann in folgendem Satz:

In Spielen würden Macht- und Identitätskonflikte ausgelebt, sagte Junge: „Spiele sprechen sehr viele psychologische Komponenten an.“

Wenn es hier um Kinderkram geht, dann ist es so eine Aussage. Ich für meine Teile spiele, um zu spielen. Dabei kenne ich viele andere, die es aus genau dem gleichen Grund tun.
Schaut man sich die Website des Instituts für Ludologie an, wird einem recht schnell klar, aus welchen Gründen es zu so vielen Missverständnissen kommen kann.

Erschreckend finde ich die Aussage, es gäbe „erhebliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen beim Spielen“. Frauen seien angeblich nicht bereits, sich stundenlang in Spiele zu vertiefen. Fehlt nur noch die Behauptung, sie würden am liebsten mit rosa Ponys spielen.

Nein ehrlich, mit so einem angeblich wissenschaftlichen Kinderkram muss ich nicht meine Zeit verschwenden. Da warte ich lieber auf wirkliche fundierte Studien zum meinem liebsten Hobby.

Im Übrigen stammt Jena aus dem Jahr 1983. Tatsächlich haben sich die Brettspiel in den letzten 36 Jahren ziemlich weiterentwickelt. Von Journalisten, die zum Thema schreiben, erwarte ich ein kleines Bisschen mehr Recherche.

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