Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Die Verfilmung von Romanen löst in der Regel zwiespältige Gefühle aus. Der Krimi von Jan Weiler, „Kühn hat zu tun“ trifft dies leider auch zu.

Vorstellung und Umsetzung

Es schein fast wie ein Naturgesetz zu sein, dass Romanverfilmungen enttäuschen müssen. Die Anzahl gelungener Verfilmung wird vermutlich eine überschaubare Größe sein. Selbst gute Verfilmung wie etwa „Der Herr der Ringe“ auch Peter Jackson sind kein Garant, dass Folgeprojekt eine ähnliche Qualität aufweisen. So empfand ich etwa „Der kleine Hobbit“ als glatten Fehlschlag.

Als Buch hat mir „Kühn hat zu tun“  ausgesprochen gut  gefallen. So gut, dass meine Frau und ich im Frühjahr letzten Jahrs nicht nur die Lesung von Jan Weiler auf der lit.cologne besuchtem sondern auch gleich sein neustes Buch damals kauften. Die Fortsetzung seines Krimis mit dem Titel „Kühn hat Ärger“. Man merkt den Büchern ihr sprachliches Niveau an. Häufiger muss man zwischen den Zeilen lesen und um die Ecke denken. Allein das hielt ich bereits für eine Hürde, als zum ersten Mal das Gerücht einer möglichen Verfilmung auftauchte.

Weiter verfolgt habe ich das Projekt dann allerdings nicht. Erst letzte Woche klingt etwas an. Online las ich davon, dass die Verfilmung des ersten Teils jetzt ins Fernsehen kommen sollte, sogar schon sehr zeitnah.

Kühn — eine 5 für den Film

Eine glatte 5

Ein anderer Kühn

Notiert hatte ich mir dann den Donnerstag für die Liveausstrahlung. Als wir zu Hause dann um 20:15 den Fernseher einschaltet und zum Sender ARD wechselten, kam kein Kühn. Es sollte irgendein anderer namenloser Krimi gezeigt werden. Ein erster Moment der Irritation. Schnell kamen wird dahinter, wo der Fehler lag. Die Verfilmung lief bereits am Mittwoch. Dank Mediathek der ARD ist so was zum Glück kein Problem.

Da unser Smartfernseher auch die Mediathek-App der ARD hat, starteten wir darauf dann „Kühn hat zu tun“. Schnell brachen wir ab, irgendetwas stimmte mit dem Bild nicht.

Wir wechselten zum Apple-TV. Dort aber die gleiche Optik, so eine Art immer wieder auftauchende Interlaced-Streifen. Auch auf dem iPad. Das machte uns schon in der ersten Minuten Kopfschmerzen, so dass die Lust auf weitersehen verging. Kühn blieb daher ungesehen. Möglich, dass es auch am Schauspieler lag, der so gar nicht unserer Vorstellung von der Figur aus dem Buch entsprach.
Als ich dann am selben Abend noch mal das Buch zur Hand nah, fiel mir sorgt auf, was am Anfang der Verfilmung fehlt. Das Jahr 1945, kurz vor Kriegsende auf dem Gelände der Munitionsfabrik eines Herrn Weber — nach ihm wurde das Siedlungsgelände „Weberhöhen“ benannt, in dem der Kommissar mit seiner Familie wohnt. Ein Umstand, der im Buch noch sehr wichtig wird.

Den Krimi mit einem Umfang von 317 Seiten auf 90 Minuten zu verkürzen, so was kann eigentlich nicht gut gehen. Klar ist es nicht nur schwierig, sondern auch unfair, einen Film zu beurteilen, ohne ihn gesehen zu haben. In diesem Fall bin ich jedoch recht froh und andere Kritiken wie in der FR oder WAZ  bestätigen meine Befürchtung. An dem Abend wäre ich auch bis Schluss nicht glücklich geworden, hätte ich tapfer durchgehalten.

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