Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Ein guter auf Borkum spielender Lokalkrimi wäre alles das, was der Roman „Tod auf Borkum“ an Versprechen nicht einhält. Rückblickend ist die Enttäuschung jedoch zu erwarten gewesen.

Inselkrimi mit Abgang

Während des Osterurlaubs auf Borkum entdeckte ich in einem der Supermärkte den so genannten Inselkrimi „Tod auf Borkum“. Erschienen beim Verlag für solche üblichen Verdächtigen. Die Autorin war mir bisher unbekannt, aber sorge bei mir nicht für eine Vorahnung. Eher das Setting so wie der Klappentext:

Während eines Theaterstücks des Rotary Club Borkum wird eine junge Frau ermordet. Was die Zuschauer zunächst für ein Krimispiel halten, ist jedoch tödlicher Ernst – und ein Fall für Kommissar Busboom. Schleunigst macht er sich auf den Weg, um sich die Borkumer Honoratioren vorzuknöpfen. Doch auch für ihn selbst hält seine Lieblingsinsel nicht nur malerische Idylle bereit, sondern auch so manches verminte Terrain.
Quelle: emons:

Trotzdem wollte ich mir das antun. Wobei ich mit der Kaufentscheidung etwas zögerte.

 

Tod auf Borkum

Wasserturm bei Nacht

Tod auf Borkum digital

In den letzten Jahren habe ich bereits zu viele schlechte Krimis gelesen. Nicht nur das, auch viele davon als gedrucktes Buch gekauft. über den sinnlosen Tod von Tieren wird viel geschrieben. Nicht aber über den von Bäumen, die zu Papier für solche Werke werden. Für mich eindeutig ein Grund, zur digitalen Ausgabe zu greifen. Wobei diese in meiner momentanen technischen Konstellation nicht strandtauglich wäre. Andererseits: gedruckte Bücher sind nicht wirklich strandtauglich, dass weiß ich noch aus meiner Kindheit. Eine ganze Rieh von lustigen Taschenbücher war am Ende des Urlaubs doppelte so dick, weil sich zwischen den Seiten Sand befand. Die Klebung machte dann auch recht schnell schlapp.
Allerdings ist das hier kaum Thema. Man merkt, dass ich versuch abzulenken. Angenehm ist das Thema Tod auf Borkum jedenfalls nicht, aber ich hatte mich ja entschieden, da durch zu müssen. Auch von schlechten Beispielen könne man gut lernen, heisst es ja. Das eBook habe ich mir dann erst auf der Rückfahrt im Zug gekauft. Bei magerer Internetverbindung ein Abenteuer für sich.

Dünne Suppe

Sprachliche Besonderheiten braucht man bei einer Rezension von Tod auf Borkum nicht hervorzuheben. Es gibt sie nämlich nicht. Dafür verkrampften Lokalkolorit, dass es weh tut. Wenn man Lokalkolorit so zum Bestandteil der Handlung macht, dass ein Krimi nur genau dort spielen kann, wo seine Handlung angesetzt ist, dann ist es er gelungen. Leider schaffen das nur wenige Autorinnen und Autoren wirklich. Die meisten bleiben irgendwo im sympathischen Mittelfeld stecken. Ocke Aukes dagegen verwendet einen Vorschlaghammer, um selbst dem dümmsten anzunehmenden Leser klar zu machen, wo der Krimi spielt. Das führt dann dazu, dass einige der Gedanken der Figuren absolut unglaubwürdig sind.
Apropos Figuren. Davon gibt es eine entsetzliche Menge, jeweils mit eigener Perspektive. Es wird einem schwindelig vor lauter Wechseln. Meiner Meinung nach ein Zeichen davon, dass man sich als Autorin in seiner Geschichte nicht sicher fühlt. Oder eben eine eigentlich dünne Suppe serviert. Ausgerechnet die eigentliche Täterin kommt im ganzen Krimi nicht zu Wort und wird am Ende aus dem Hut gezaubert, weil einer der Polizisten zufällig über eine Spur stolpert — Aufklärung durch Zufall und nicht als Ergebnis sauberer polizeilicher Ermittlungen. Ein weiter dicker Minuspunkt.

Interessantes über Borkum

Wer wirklich interessantes über Borkum erfahren will, besucht das dortige Heimatmuseum und oder kauft sich einen Reiseführer. Wer einen guten Krimi lesen will, greift zu etwas anderem, etwa zu „Kühn hat zu tun“ von Jan Weiler. Beide zusammen funktioniert ganz offensichtlich nicht.
Zieht man den fast schon wie ein Fremdkörper wirkenden Lokalkolorit bei Tod auf Borkum ab, bleibt wenig Substanz über. Die ließe sich dann trefflich in Kunstblut ertränken, denn was es damit im Krimi auf sich hat, erfährt man als Leser nicht.

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