Selbst sehr optimistische Genossen werden in der zurückliegenden Woche erkannt haben, dass dank Gerhard Schröder die Chance auf einen Wahlsieg gegen Null tendiert. Sein Verhalten ist der Sargnagel für Martin Schulz.
Gier kennt kein Alter
Über die merkwürdige Verbindungen von Gerhard Schröder habe ich mir schon vor über drei Jahren Gedanken gemacht. Schon damals hielt ich es für angebracht, wenn sich ehemalige Politiker eher dezent im Hintergrund halten. Schröder stattdessen wollte weiter mitmischen. Alt-Kanzler bedeutet für ihn offensichtlich nicht, in die respektierte Rolle des Elder Statesman zu wechseln. Er giert nach Aufmerksamkeit und rüttelt nach wie vor an Zäunen, um rein gelassen zu werden. Natürlich kann man jetzt über kostspielige Scheidungen spekulieren, aber das wäre eher geschmacklos. Dennoch bleibt die Frage im Raum, ob er es wirklich nötigt hat. Andere würden Rosen züchten oder die Verantwortung für eine Wochenzeitung übernehmen.
Schröder unter Aufsicht
Persönlich halte ich es für einen großen Fehler von Gerhard Schröder, in den Aufsichtsrat von Rosnef zu wechseln. Zumal das nicht irgendein russischer Konzern ist, sondern einer, der zum Machtbereich von Putin gehört. Ein Konzern, welcher Sicht laut Süddeutsche Zeitung auf der Sanktionsliste der Europäischen Union und USA befindet. Dort rein zu wechseln, ist mindestens blauäugig. Es verbessert auch nicht die Beziehung zwischen Russland und Deutschland, sondern sorgt lediglich für Komplikationen. Wie schädliche die neue Verbindung sein würde, hat der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz recht spät erkannt. Erst Mitte der vergangenen Woche gab es ein deutliches Statement von ihm dazu. Der Schaden für die SPD und die Kandidatur von Schulz ließ sich da schon nicht mehr abwenden. Es ist immer eine Crux, wenn man einen ehemaligen Spitzenpolitiker für sich einspannt um von seinem Glanz zu profitieren. Besonders dann, wenn der Glanz gar nicht vorhanden ist.
Gefallenes Idol
Gerhard Schröder ist kein gefallenes Idol, aber sein Ansehen hat erheblich an Strahlkraft verloren. Vielleicht nicht genug innerhalb der SPD, aber bei den Wählerinnen und Wählern in jedem Fall. In der SZ brachte es Heribert Prantl am Freitag mal wieder gut auf den Punkt. Früher war Schröder unerschrocken, mittlerweile ist er nur noch unverfroren. Das was Schröder macht, wirkt und ist vermutlich auch suspekt. Wer sich Kanzlerkandidat mit ihm sehen lässt muss befürchten, dass so was abfärbt. Ganz so wie man sich erhoffte, die positiven Erinnerungen würden auf einen übergehen. Zu einer Zeit, in der sich die SPD alles andere als im Umfragehoch befindet, ist der Wechsel von Schröder zu Rosnef der vermutlich letzte Sargnagel für die Kanzlerkandidatur von Martin Schulz. Ende September werden dann die Hoffnungen auf einen Machtwechsel in Berlin endgültig zu Grabe getragen werden.
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