Der früherer Bundeskanzler Gerhard Schröder hat als in Sankt Petersburg seinen 70. Geburtstag gefeiert. Als Ehrengast dabei ein besonderer Freund von Schröder, Wladimir Putin. Putin — wir erinnern uns, da war doch etwas mit Russland, der Krimi und einem Land namens Ukraine. Während sich ein großer Teil der deutschen Netzgemeinde in Berlin den Kopf von Sascha Lobo auf der re:publica 2014 waschen lässt, schwillt der Konflikt zwischen Ukraine und Russland weiter. Die Artikel dazu nehmen allerdings ab. Aber das nur am Rande, denn eigentlich geht es hier um den Genossen Gerhard.
Man kann sich an seinem Verhalten stoßen, sich darüber aufregen, dass er mitten in der Krise so einen Zirkus inszenieren lässt. Ein zusätzlicher Waschgang für einen „lupenreinen Demokraten“ könnte man das auch nennen. Ehrlich gesagt kann ich nur müde lächelnd mit den Schultern zucken. Wenn ich eins von Gerhard Schröder erwartet haben, dann nichts anderes. Der Satz von Terentius, „Proximus sum egomet mihi“, trifft wohl insbesondere auf Schröder zu. Spätestens seit seinem Wechsel zur russischen Nord Stream AG, bei der er die Rolle des Vorsitzenden übernahm, sollte deutlich geworden sein. Auf seine politisch oder außenpolitische Wirkung braucht dieser Mann keine Rücksicht mehr zu nehmen.
Bei der großen Sause dabei war aus Deutschland auf jeden Fall Philipp Mißfelder (CDU). An den erinnert man sich hierzulande besonders gerne, da er im Zusammenhang mit er Erhöhung von Hartz IV voller Wärmen davon gesprochen hat, dies sei „ein Anschub für die Tabak- und Spirituosenindustrie“. Möglicherweise verbindet die drei Politiker die Überzeugung, Menschen sollte man vor allem fordern, gerne auch mal hart anpacken — so wie es die Großväter und deren Väter mit ihren Kindern getan haben.
Es gibt die schöne Anekdote vom jungen Schröder, der am Gitterzaun des Bundeskanzleramtes in Bonn gerüttelt haben soll mit den Worten „Ich will da rein!“. Das ist eine bestimmte Art von Motivation. Macht und mitmischen. Genau deshalb versteht sich Schröder vermutlich auch so gut mit Wladimir Putin. Das Äußerste, zudem sich Schröder hat hinreißen lassen ist die Aussage, er sehe das Vorgehen Russlands in Bezug auf die Ukraine kritisch, wolle Putin aber nicht verurteilen. Auf ähnlichem Niveau befindet sich die Latte-Macchiato-Mutter, die ihrem Nachwuchs im Sandkasten zuruft: „Nicht mit der Schaufel, Leander. Das tut dem Kind doch weh.“ Wladimir Putin benötigt genau wie Leander eine klare Ansage. Deutlicher Kritik müssen daher auch Taten folgen.
Selbstverständlich ist Gerhard Schröder kein aktiver Politiker mehr. Aus der Verantwortung und einem entsprechenden handeln entlässt ihn das jedoch nicht. Nirgend sonst wird deutlich, dass es einen Unterschied gibt zwischen einem Elder Statesman und einem ehemaligen Bundeskanzler.
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