Der Traum meiner gefüllten Seele in einer Großstadt ist das Leben auf einer Hallig. Schön ruhig, keine Menschen. Dafür aber die Angst vor Überflutung. Land unter nennt sich das dann auf einer Hallig.
Unwetter über Köln
Land unter hieß es auch am Mittwoch Spätnachmittag in Köln. Ein schweres Unwetter traf die Stadt. Innerhalb einer Stunde gingen rund 50 Liter pro Quadratmeter runter. Wenn man sich Bilder aus dem Stadtgebiet ansieht, bekommt man als Unbeteiligter eine leichte Gänsehaut. Die Haltestelle Geldernstraße / Parkgürtel kenne und nutze ich. Sie ist bei weitem kein Schmuckstück, aber so in Wasser abzusaufen ist auch keine Verbesserung. Es hat aber nicht nur die Haltestelle erwischt, sondern auch den Hauptbahnhof, einige Restaurants, Lagerräume von Geschäften und viele Privathaushalte.
In diesem Jahr ist Köln bisher ziemlich gut davon gekommen. Andernorts ging bereits vor Wochen schwerere Regenschauer runter, meine Mutter am Niederrhein hatte den Keller im Frühjahr zwei Mal unter Wasser stehen.
Verschont geblieben ist Köln zum Glück von Hagelkörnern mit einem Durchmesser von 4 cm. Die schlugen zum Beispiel in Hennef ein.
Für Köln meldete die Feuerwehr über 550 Einsätze. Dazu dann noch die vom THW. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag war sehr oft noch das Martinshorn zu hören.
Alle Dinge sind vier
Eine leichte Gänsehaut stellte sich bei meiner Frau und mir nicht ein. Eher war uns ziemlich schlecht und am späten Abend tat uns dann auch noch der Rücken weh. Wir waren nämlich keine Unbeteiligten. Vor drei Jahren und 9 Tagen traf uns hier in Nippes ein schweres Unwetter und setzte den Keller nachts unter Wasser. Damals war es unsere dritte Kellerüberschwemmung. Land unter war das in dem Sommer in der autofreien Siedlung. Übergelaufene Keller, teilweise bis zu 60 cm. In Tränen aufgelöst Nachbarn. Die Überschwemmung Nummer vier hatten wir dann am Mittwoch.
Unwetterwarnung gab es im Vorfeld, aber die habe ich persönlich mit einem Schulterzucken abgetan. „Wird schon nicht so schlimm werden“, dachte ich mir. Schließlich hatten sich alle bisherigen Unwetterwarnungen als unzutreffend für Köln-Nippes erwiesen. Gelassen saß ich um 15:30 Uhr noch im Büro in Mühlheim (an der Ruhr). Der Himmel dort zog sich zwar zu, aber das würde auch wieder vorbeiziehen, nahm ich an. Dann schickte mich mein Chef nach Hause, damit ich nicht ins Unwetter geraten würde. Die Wolken sahen bereits bedrohlicher aus. Fluchtartig brach ich auf, hinterließ eine frische Tasse Tee im Büro.
Auch in Nippes Land unter
Ohne Probleme erreichte ich die Stadtbahn und kam auch bis zum Bahnhof. Aufregend war nur die Fahrkartenkontrolle und eine renitente Familie, die keinen Fahrschein hatte. Am Bahnsteig stehend in Essen rief mich dann meine Frau an. Sie wäre mit Nachbarn bereits dabei, Wasser zu schippen. In Sturzbächen würde es in den Keller eindringen. Da wurde ich dann etwas skeptisch, ob ich bei solchem Unwetter überhaupt zurück nach Köln kommen würde. Schließlich ist die Bahn was Unwetter angeht ein kleines Sensibelchen.
Einen ICE ab Essen bekam ich dann, auf der Strecke hatte er auch nur wenige Minuten Verspätung. Andere hatten da wohl ziemliches Pech. Richtung Köln sah es auch längst nicht mehr so schlimm aus. Sogar die Sonne ließ sich kurz blicken.
Zu Hause erwartete mich jedoch dann das angekündigte Chaos. Über die Rampe zum Fahrradkeller war das Wasser in den Fahrradkeller eingedrungen und hatte sich dann von dort auf den Weg zu den Privatkellern gemacht. Der Überlauf vor der Fahradkellertür war verstopft und kam mit der Masse an Wasser nicht zurecht. Die bereits im April von der Eigentümerversammlung beschlossene Anschaffung von Sandsäcken war von der Hausverwaltung noch nicht umgesetzt worden.
Nachbarschaftshilfe
Wirklich froh sind meine Frau und ich der die wirklich gute Nachbarschaft. Man kämpft nicht alleine gegen die Wassermassen. Gerüchten zu Folge ist das auf einer Hallig bei Land unter auch so. Seite an Seite kämpft man gegen die Naturgewalt. Offizielle Hilfe gab es hier in der autofreien Siedlung vorgestern nicht. Die Feuerwehr war nicht zu erreichen und beim Hausmeister ging nur ein Anrufbeantworter ran. Lustig ist so was nicht.
Bis kurz nach 20 Uhr waren meine Frau und ich noch damit zu Gange, das Wasser aus unserem Keller zu bekommen. Kisten mussten umgeräumt werden, Pappe wurde entsorgt. Dabei hatten wir wirklich großes Glück. Vor drei Jahren hatte ich unter die untersten Umzugskartons im Keller Holzleisten gelegt. Das hat schon zwar nicht viel geholfen, aber weiteres verhindert. Noch in den Sommerferien werden wir wohl weitere Kunststoffregale anschaffen müssen, um wirklich den gesamten Boden im Keller frei zu bekommen.
Vorbeugende Maßnahmen
So schnell wie möglich sollen jetzt Sandsäcke angeschafft werden. Der Druck der Nachbarn und Eigentümern ist ziemlich groß. Was auch am Leidensdruck liegt. Vermutlich würde auch eine Saugpumpe helfen und Wassersperren vor der Kellertüren. Meiner Meinung nach gibt es hier in der Siedlung aber einige grundsätzliche „Konstruktionsfehler“. Hochwasser in Köln ist ja nichts wirklich Neues, auch wenn es andere Stadtteile am Rhein trifft. Das man eine abschüssige Rampe baut und nur einen unterdimensionierten Wasserabfluss vorsieht, hat schon was von Fahrlässigkeit.
2 Kommentare