Arbeitslose massenhaft zu einer Tätigkeit heranzuziehen, für die sich kein anderer findet, ist im Prinzip kein sehr neuer Gedanke. Früher nannte sich das halt „Reichsarbeitsdienst“, heute denkt eine Ministerpräsidentin laut über öffentlich geförderte Beschäftigung nach.
Auf dem Arbeitsmarkt schwer vermittelbare Menschen in Kindertagesstätten einzusetzen gab es schon mal als Überlegung, jetzt sollen die Langzeitsarbeitslosen wenn es nach den Vorstellungen von Hannelore Kraft (SPD) in einem Interview mit dem WDR geht, Flüchtlinge betreuen. Menschen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen Probleme haben, sollen also andere Menschen, die noch mehr Probleme haben, betreuen. Und das selbstverständlich auch noch so, dass es sich für das Land rechnet. Denn klar, es geht hier nicht in erster Linie um die Menschen, sondern um Geld.
Das ist sowohl beschämend als auch grenzwertig. Stellen wir uns einfach auch mal vor, Menschen die hier leben und keine Arbeit gefunden haben, sollen anderen Menschen helfen. Menschen, von denen einige aus der ersten Gruppe überzeugt sind, sie würden ihnen die Arbeit (die sie ja gar nicht haben) wegnehmen.
Bildlich gesprochen: Stellen wir uns vor, jemand würde die Idee äußern, strafgefangen Schwerkriminelle sollten künftig zur Beschäftigung und Refinanzierung Waffen zusammenschrauben. Und gleich noch die Munition dazu verpacken.
Wenn man zwei Gruppen, die am Rand der Gesellschaft stehen, mehr oder weniger aufeinander loslässt kann (muss nicht, aber eben kann), das eine explosive Wirkung haben. Sowohl die Betreuung von Langzeitarbeitslosen als auch die von Flüchtlingen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Beide benötigen Hilfe, man sollte sie weder gegeneinander aufrechnen noch sie aufeinander hetzen — denn genau das würde passieren, wenn man den Vorschlag von Kraft umsetzen würde.
Erscheint das zu weit hergeholt? Geht mir möglicherweise die Phantasie durch? Tja, ein paar ältere Zeitungsausgaben hervorgekramt und schon sieht man klarer. Erinnert wir uns doch an die Misshandlungen in Flüchtlingsheimen durch Mitarbeiter von privaten Sicherheitsfirmen. Dann schaut man sich mal an, wer denn alles in solchen Firmen arbeitet. Zum Beispiel laut Werbung einer Kölner „Akademie“ Arbeitslose, Arbeitssuchende, Arbeitsunfähige im alten Beruf und Zeitsoldaten. Die bekommen nach einer Umschulung alles andere als ein gutes Gehalt und sind möglicherweise frustrierter als vorher. Wohl kaum ideal, um sie als Sicherheitspersonal in Flüchtlingsunterkünften einzusetzen.
Auch da wurde nämlich eine eigentlich staatliche Aufgabe outgesourct — mit weniger charmanten Folgen.