Ein Stahldraht als Mordinstrument. Sicher nicht sehr originell, aber ein effektive Methode, wenn man den mit den Draht umgehen kann. Allerdings geht es hier weniger um Krimi und Co, sondern um den ganz normalen Wohnungswahnsinn.
Mit einem Stahldraht kann man nicht nur jemand erwürgen oder erhängen, sondern auch ganz profanes machen, wie zum Beispiel Vorhängen aufzuhängen. Das sieht, zumindest in der IKEA-Ausstellung richtig 2.0 aus im Vergleich zu einer gewöhnlichen Gardinenstange. Das die nicht nur teuer sonder auch verdammt schwer anzubringen sind, wissen DER CHEF und ich seit vergangenem Jahr. Ungefähr genauso lange lag bei uns Dignitet herum. Ein Set von IKEA, bestehend aus Stahldraht und der dazu passenden Aufhängevorrichtung. Ursprünglich wollten wir das für den Duschvorhang verwenden, haben dann aber eine Stange mit Feder gefunden, die ziemlich einfach anzubringen war. So war das Set also erstmal über.
Nach dem seit Mai die kleine Wohnung auf unserer Etage wieder belegt ist, trugen wir den Gedanken mit uns herum, irgendwas mit dem Flur zu machen. Dazu sollte man erklären, dass im Flur zwei große Fenster zum Innenhof abgehen (der eigentlich kein Hof, sondern nur ein Schacht ist; im Erdgeschoss ist der Raum so erweitert, dass der richtige Hof verschwunden ist). Da der nahbar über Eck wohnt, könnte er theoretisch in den Flur schauen. Was nicht wirklich schlimm wäre. Was aber tatsächlich stört, ist der sehr ungewöhnliche Lebensrhythmus des jungen Mannes. Er schläft tagsüber und ist nachts aktiv. Davon hören wir nicht viel, aber er hat Licht brennen, dass durch das Flurfenster bis ins Schlafzimmer rein scheint, wenn wir nicht die Tür zu machen. Im Sommer ist das ideal, um im Schlaf sanft zu ersticken (das Schlafzimmerfenster zu Straße aufzumachen, ist was für Menschen, die taub sind).
Jedenfalls, gestern haben wir es geschafft uns zwei Vorhänge zu kaufen, die wir heute „male eben“ anbringen wollten. Finde den Fehler. „Mal eben“ ist immer etwas, was in einer Katastrophe endet. So war es auch heute morgen.
Das kann doch nicht so schwer sein, neun Löcher zu bohren. Bei einem haus aus dem 50ern ist das je nach dem eine Herausforderung. Entweder geht man durch wie Butter und hat hinterher ein Loch, dass zu groß ist für den Dübel oder aber man kommt nur mit der Einstellung „Schlagbohrung“ weiter.
Blöd von mir war von mir die Annahme, 6er-Dübel und Schrauben würden reichen. Noch dämlich war, nicht Nicht genau auf die Details in der Beschreibung geachtet zu haben. Das es je eine Halterung für Links und eine für Rechts gab, war deutlich genug. Weniger deutlich ging hervor, dass das Gewinde der Halterungsstifte wenig flexibel ist. Damit das Seil hinterher in die richtige Richtung (und nicht nach unten) abgeht, muss de Gewindescheibe in einer ganz bestimmten Position auf der Wand befestigt werden. Nach dem ich die Scheiben mühevoll angebracht hatte und die Wand noch nicht wie die Mondoberfläche aussah, durfte ich daher alles noch mal losschrauben.
Das war der erste Versuch. Als die zwei Halter und die die Zwischenstütze (was ein Eckstück ist und wie ich jetzt wie auch nicht nötig gewesen wäre in der Mitte) wie an der Wand hingen, ging wir daran den Draht zu kürzen und einzuspannen. Man macht sich am Anfang keine Vorstellung davon, was für Kräfte dabei auftreten. Wenn der Draht richtig gespannt ist – aber soweit kamen wir nicht, denn Dübel und Schrauben gaben nach und kamen aus der Wand wieder.
Für den dritten Versuch nahmen wir dann an einigen Stellen 8er Dübel und spannten den Draht nicht bis zum empfohlenen Anschlag. Bisher hält die Konstruktion. Für die ganze Aktion haben wir insgesamt zwei Stunden gebraucht. Nerven wie Stahl (draht) hätte ich manchmal ganz gerne.