Da ich gestern morgen bereits über’n Berg war, lag ich mit der Vermutung richtig, dass ich noch bis zum Abend „Mord im Bergwald“ von Nicola Förg ausgelesen haben würde. Zeit für ein Fazit.
Ihren größten Verdienst beschreibt Förg selber im Nachwort: „…einen Dialekt, den wir einmal mehr anpassen mussten, damit er an der Waterkant auch verstanden wird.“ Es gib wirklich schreckliche Beispiel von Romanen, wo das vergessen wurde.
Insgesamt aber enttäuscht der Krimi auf ganzer Linie. Er plätschert nur dahin, Spannung kommt nicht auf. Dafür wird dem Leser eine Überdosis Naturbeschreibung verabreich, wie zum Beispiel hier:
Soiernspitze, Wörner, Karwnedelspitze – hier aus gebührender Entfernung standen sie da wie eine gewaltige Mauer. Das Karwendel was so abweisend, so gewaltig. Im Sonnenlicht gaukelte es Sanftmut vor, doch in Wirklichkeit was es heimtückisch und zornig. Wetterumstürze kamen schnell, die Nebel hingen zäh…
So was macht sich in einem Reisebericht oder Reiseführer sicher ganz gut, aber im Roman und gerade in einem Krimi stört es ebenso wie die Ansichten der Protagonistin über häusliche Gewalt oder Warteschleifen am Telefon:
Dort geriet man stattdessen an eine Sekretärin, die mit Brachialcharme alles abwiegelte, oder aber es war besetzt. Häufig landete man auch in einer Warteschleife, wo wahlweise die Kleine Nachtmusik dudelte oder Blasmusik oder in der eine nervtötende Stimme ‚Einen Moment, bitte‘ wiederholte.
Um selbst zu allem entschlossene Leser dazu zu bringen, nicht mehr weiter zu lesen, werden Figuren Dialoge in den Mund geschoben, die einen mit der Faktenwalze überrollen sollen:
Mit dem Forstgesetz für Bayern wurde 1852 erstmals der Schutzwaldbegriff festgelegt. Es handelt sich um Wald in Hoch- und Kammlagen der Gebirge, der maßgeblich dazu dient […]
So geht das dann eine halbe Seite lang. Wer wirklich bis zum Ende durchhält, finden nicht wie am Ende des Regenbogens einen Topf mit Gold, sondern ein an den Haaren herbeigezogenes Motiv. Aus einem alten Hut wird ein Täter gezaubert, der nicht nur den Leser sonder vermutlich die Autorin selber überrascht hat. Keine Andeutung vorher, nichts.
Mir bleibt es ein Rätsel, warum der Piper-Verlag ein „Bestseller“ auf das Buch geklebt hat. Wenn sich so was wirklich gut verkauft, muss man sich ernsthaft Gedanken machen.
Für den Roman wie für Ötzi wäre es wahrscheinlich das beste gewesen, wenn niemand ihn entdeckt hätte.