Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Beim Packen vieler Kartons schleicht sich immer öfter auch ein Wunsch ein. Leichter werden und weniger Ballast durchs Leben schleppen.

Viele Dinge verpackt

Noch 19 Tage bis zum Umzug — weniger, als ein Adventskalender an Türchen hat. Immer wieder hoffen und bangen, ob die 300 Kartons ausreichen. Der Stapel hat sich bereits sichtbar gelichtet, immerhin ist vieles aus den Schränken bereits verpackt. Noch gibt es in den täglichen Abläufen keine Ausfallerscheinungen zu beklagen — wo ist denn das, hätte jetzt gerne oder sonst was.

Genau das aber macht mich stutzig. Wenn schon so vieles verpackt ist und man noch nicht das Gefühl hat, es würde etwas Wesentliches fehlen, wozu hat man dann den ganzen Kram überhaupt mal gekauft? Persönlich habe ich in etwa das Gefühl wie in einer Ferienwohnung. Reduziert auf das, was man wirklich braucht. Zum Kochen und auch leben. Es fühlt sich leichter an. Sauber machen geht schneller, eine Klarheit umgibt einen.

Nicht zum ersten Mal muss ich an Jacob Marley aus „A Christmas Carol“ von Charles Dickens denken. Wir schmieden mit Dingen, die wir kaufen, unsere Ketten selber. Umgeben uns mit immer mehre Kram und mauern uns damit auf eine gewisse Weise ein.

Insbesondere wir in der sogenannten westlichen Welt neigen dazu, uns über die Dinge in unserem Besitz zu definieren und halten das vielleicht sogar für Freiheit. Dabei ist weniger auch hier mehr.

Freiheit schmeckt leichter

Bei mir entsteht langsam das Bedürfnis, leichter zu werden. Vermutlich brauche ich einen Plan über mehrere Jahre, um mich von Dingen zu trennen. Das wird schwer werden, wie ich bereits bei den Brettspielen und auch Büchern gemerkt habe. Man schreckt davor zurück, Dinge einfach wegzuwerfen — so sind wir erzogen. Verkaufen, verschenken — das dauert aber mitunter sehr lange und kostet auch eine gehörige Portion Nerven.

Zurück aber zum Gefühl der Freiheit. Fokussierter, konzentrierter fühle ich mich derzeit. Mich lenkt kein eigentlich überflüssiger Kram ab. Es gibt eine fließende Grenze in den eigenen vier Wänden zwischen gemütlich und erdrückend.

Karg hört sich sehr hart und abwertend an. Sachlich und ruhig gefällt mir besser als Bezeichnung. Mal sehen, wo die Reise nach dem Umzug hinführt.

4 Kommentare

    1. Stimmt. Wobei Entrümpelt ist ja schon. Entrümpelt geht immer nur bis zur Schmerzgrenzen und eigentlich müsste man weit darüber hinaus gehen. Vielleicht macht man es einfach andersrum mit wenigen Kartons. Statt entrümpeln entscheidet man sich dann für das, was bleibt.

  1. Mit Kellern hatte wir in der Vergangenheit nie Glück. Einmal Wasserschaden in Bielefeld, dann stand zwei Mal in Köln in der autofreien Siedlung der Keller durch Starkregen unter Wasser. Seit dem heisst es bei uns: In den Keller kommt, was man eigentlich bereits weggeworfen hat. Ihr in Emden haben wir gar keinen Keller mehr (die Sache mit dem niedrigen Grundwasserspiegel…).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner