Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Das romantische Gefühl von Freiheit geht einem mit einem Fahrradhelm verloren. Romantik endet aber immer häufiger auf dem Friedhof.

Gefühl von Freiheit

Viele Jahre meiner Schulzeit gehörte ein Fahrradhelm zu den mir völlig unbekannten Dingen. In den 1970 und 1980 Jahren gehörte solche Helme auch eher zu exotischen Erscheinungen außerhalb des Alltags. Laut Internet soll es den ersten Fahrradhelm für Radfahrer (nicht für professionelle Sportradfahrer) erst 1975 gegeben haben. Ob das so ganz stimmt, nun eigentlich egal.

Meine Schulzeit war geprägt vom Ringen mit meinem Vater um das Tragen von Mützen beim Fahrradfahren in der kalten Jahreszeit. Ich fand Mützen damals extrem uncool und es widersprach meinem Drang nach Freiheit, eine Mütze zu tragen. Lieber nahm ich halb abgeforene Ohren in Kauf, als mit einer Mütze gesehen zu werden. Um des lieben Friedens willen zog ich sie morgens brav aus, nur um sie dann abzunehmen, sobald ich außer Sichtweite war.

Vermutlich machen das heute nicht wenige Kinder und Jugendliche genauso mit ihren Fahrradhelmen — obwohl sie schon von klein auf zum Tragen genötigt werden, selbst wenn sie gar nicht auf dem Fahrrad sitzen oder mit einem Lastenrad von ihren Eltern transportiert werden.

Meinen ersten Helm kaufte ich mir im Sommer 1992 und trug in dann ein Jahr später durchgehend bei einem vierwöchigen Fahrradurlaub in Schottland. Danach eher sporadisch.

Besser mit Fahrradhelm

Mein Sicherheitskonzept gerade auch in Städte wie Köln war recht simple. Statt Fahrradhelm einfach kein Fahrrad fahren. Hier in Emden basiert allerdings unsere gesamte Mobilitätsplanung auf dem Fahrrad. Die ersten drei Jahre bin ich, abgesehen von dem Moment, wo wir im Urlaub mit dem Fahrrad waren, immer ohne Helm unterwegs gewesen. Was eigentlich ziemlich bescheuert ist. Wer will schon nach einem Unfall auf dem Grabstein stehen haben: Der Helm lag trocken und sicher zu Hause.

Fahren ohne Fahrradhelm ist keine Freiheit, sondern Dummheit. Gefahren gibt es auch zur Genügen auch ganz ohne Fremdbeteiligung und Autoverkehr. Nach dem Hauskauf im Herbst und der damit verbundenen Verantwortung meiner Frau gegenüber entschied ich mich, nur noch mit Helm zu fahren.

Seit gestern hat meine Frau endlich auch einen Helm, nach dem nunmehr dritten Unfall — zum Glück ohne schwerere Verletzungen. Auf einer völlig ungefährlichen Strecke gab der Freilauf am Fahrrad seinen Geist auf, sodass sie in die Pedalen trat, ohne dass sich was rührte. Bei voller Fahrt verlor sie das Gleichgewicht.

Für meine Frau als Brillenträgerin ist der neue Helm auch über den Kopfschutz hinaus ein Zugewinn. Sie hat einen mit Visier gewählt, sodass die Brille bei Regen trocken bleibt.

3 Kommentare

  1. Hach, einen neuen Fahrradhelm sollte ich mir auch einmal zulegen. Der alte war damals schon gebraucht und ist inzwischen 14 Jahre lang bei mir im Einsatz. Viel zu lang eigentlich. Damals, vor 14 Jahren, gab es ja auch diesen einen Vorfall, bei dem mir bewusst wurde, dass so ein Helm schon nicht schlecht sein könnte. Davor bin ich immer ohne Helm gefahren, danach dann meist mit Helm. Wäre das Auto damals etwas schneller gewesen, wer weiß, ob ich überhaupt noch damit hätte anfangen können, ich vermute tatsächlich auch, dass mich damals meine Tasche ein wenig davor geschützt hat, mit dem Kopf auf dem Asphalt zu knallen. Aber seither meist mit Helm.

      1. Ich würde lügen, wenn ich „immer“ schreiben würde, denn ich habe ihn – den Helm – schon ein paar Mal in der Zeit irgendwo liegen lassen und konnte ihn dann erst wieder tragen, nachdem ich ihn mir dort abgeholt habe.

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